Krisenexperte soll die Heimat schützen

New Yorks ehemaliger Polizeichef Bernhard Kerik löst Tom Ridge im US-Heimatschutzministerium ab

Er sieht aus wie ein Wrestling-Kämpfer: Breite Schultern, kahler Kopf, Schnauzer, grimmiger Blick. Und kämpfen wird Bernhard Kerik müssen, damit aus einem bürokratischen Monster eine funktionierende Behörde wird. Am Freitag berief US-Präsident George Bush den früheren Polizeichef von New York zum neuen Chef des Heimatschutz-Ministeriums. Er löst den etwas glücklosen Tom Ridge ab, der sich vor allem einen Namen durch verwirrende Terroralarmstufen wie „Code Orange“ machte und unter dessen Regie der Aufbau des im Herbst 2002 neu geschaffenen Mammut-Apparates nur schleppend voranging.

Kerik hat die undankbare Aufgabe, aus 22 Einzelbehörden ein Ministerium aus einem Guss zu formen. Bislang hagelte es Kritik an der Arbeit des Ministeriums. Es habe sich als unfähig erwiesen, monieren Parlamentarier und Experten, gravierende Sicherheitslücken in Häfen, Chemiefabriken oder an den Grenzen nach Mexiko zu schließen. Zudem fehle Geld und Personal.

Kerik gilt trotz des Vorbehalts, er verfüge über zu wenig Erfahrung im Polit-Betrieb, als erprobter Krisenmanager. Von ihm glaubt das Weiße Haus, das Ministerium so ordnen zu können, dass es eine erneute Katastrophe verhindern oder zumindest bewältigen kann. Lob ertönt sogar von Demokraten. „Er kennt die Bedürfnisse und Herausforderungen unseres Landes, was Sicherheit betrifft“, sagt New Yorks Senator Charles Schumer.

Dort war Kerik am 11. 9. 2001 Einsatzleiter. Nachdem das erste Flugzeug das World Trade Center rammte, begab er sich zum Unglücksort. Wenig später rannte er um sein Leben, als der erste Turm einstürzte. In jenen Tagen erlangte der 49-Jährige nationale Berühmtheit, als er mit Bürgermeister Rudolph Giuliani nach einhelliger Meinung die Stadt meisterhaft aus der Krise führte.

Gefahren prägen sein Leben von Kindesbeinen an. Seine Biografie ist eine filmreife Erfolgsgeschichte (Hollywood plant natürlich einen Streifen über sein Leben). Er wuchs als Straßenkind in New Jersey ohne Mutter auf. Später erfuhr er, dass sie eine vorbestrafte Prostituierte war, vermutlich von einem Zuhälter ermordet. Er verließ die High School ohne Abschluss, ging als Militärpolizist nach Südkorea und heuerte danach bei einer Sicherheitsfirma in Saudi-Arabien an. Später war er Bodyguard von Bürgermeister Giuliani, der sein großer Förderer wurde.

Der soll auch für den neuen Posten ein gutes Wort bei Bush eingelegt haben. In den 90ern beauftragte Giuliani Kerik, die Zustände in den berüchtigten Stadtgefängnissen zu verbessern. Kerik erreichte, dass die Gewalt spürbar zurückging. Deshalb berief Giuliani ihn 2000 zum Polizeichef. Als „Rudy“ sein Amt an den Nagel hängte, quittierte auch Kerik seinen Job. Im Sommer 2003 ging er nach Bagdad, wo er sich redlich bemüht haben soll, irakische Polizei-Einheiten aufzubauen. Nach wenigen Wochen gab er auf. Überliefert ist nur, dass man ihn dort den „Bagdad Terminator“ nannte. MICHAEL STRECK