Bhopal-Gift für BBC

Bhopal-Jahrestag: Sender sitzt Schwindel auf, in dem angeblicher Dow-Sprecher Entschädigung ankündigt

LONDON/DELHI rtr/taz ■ Der britische Sender BBC ist am 20. Jahrestag der Giftgaskatastrophe im indischen Bhopal einem Schwindel über eine Entschädigung durch den US-Chemiekonzern Dow Chemical aufgesessen. Die BBC zog gestern einen Bericht zurück, in dem ein angeblicher Dow-Chemical-Sprecher mit der Aussage zitiert wurde, der Konzern übernehme die volle Verantwortung und zahle den Opfern zwölf Milliarden Dollar. „Diese Information war ungenau, Teil eines aufwändigen Schwindels“, teilte der Sender mit. Auch Dow Chemical und die heutige Tochter Union Carbide, in deren Fabrik sich das Unglück ereignet hatte, dementierten.

Eine Übernahme der vollen Verantwortung und eine weitere Entschädigung wären die Abkehr von der bisherigen Politik des US-Konzerns. Dow-Aktien gaben nach dem BBC-Bericht im europäischen Handel um 3,2 Prozent nach. Die BBC hatte den Bericht zwei Mal gesendet, in dem ein angeblicher Dow-Sprecher sagte, die Entschädigung solle auch 120.000 Opfern zugute kommen, die ihr Leben lang Hilfe benötigten. Auch solle das Fabrikgelände saniert werden: „Wir haben beschlossen, Union Carbide zu liquidieren, diesen Albtraum für die Welt, der Dow Kopfschmerzen bereitet.“ Später sagte BBC, der Mann vertrete Dow nicht.

Am 3. Dezember 1984 waren in der Pestizidfabrik von Union Carbide fast 40 Tonnen des hochgiftigen Gases Methylisocyanat ausgetreten. 3.500 Menschen starben sofort. Bis heute starben mindestens 15.000 Menschen durch das Unglück, eine halbe Million erkrankte. In Bhopal demonstrierten gestern Überlebende gegen fehlende Entschädigungen. Bisher wurde wegen der Katastrophe niemand verurteilt, die Hälfte des Schmerzensgelds ist noch nicht ausbezahlt. Immer noch erkranken Menschen, weil sich Dow und der indische Staat über die Entgiftung von Gelände und Grundwasser streiten. BY