Rückenwind für Primarschule

SCHULREFORM Neue Studie des Max-Planck-Instituts lobt sechsjährige Grundschule. Regionale Schulkonferenzen legen Standortpläne vor

In der Region Billstedt / Horn haben sich Schulleiter, Lehrer, Eltern und Schülervertreter auf die Einrichtung von 13 Primarschulen, vier Stadtteilschulen und einem Gymnasium verständigt.

■ Die drei Gesamtschulen Horn, Öjendorf und Mümmelmannsberg bleiben demnach als Stadtteilschulen erhalten. Horn und Mümmelmannsberg führen je eine Oberstufe.

■ Eine neue, vierte Stadtteilschule würde im Gebäude des kürzlich geschlossenen Gymnasiums St. Georg in Horn untergebracht

■ Das Kurt-Körber-Gymnasium in Billstedt bliebe erhalten (kaj)

Schulsenatorin Christa Goetsch (GAL) erhält Rückenwind aus Berlin. Am dortigen Max-Planck-Institut für Bildungsforschung hat Jürgen Baumert die Lernfortschritte der Berliner Kinder, die sechs Jahre zur Grundschule gehen, mit der Gruppe der „Frühwechsler“ verglichen, die bereits ab Klasse fünf ein Berliner Gymnasium besuchen. Sein Fazit: Leistungsstarke Schüler haben keinen Nachteil, wenn sie sechs Jahre in der Grundschule bleiben.

Bei der Studie, die in der neuen Ausgabe der Zeitschrift Erziehungswissenschaft sowie in Auszügen in der Zeit veröffentlicht ist, handelt es ich um einen in der Wissenschaft ungewöhnlichen Vorgang: Vor einem Jahr zog der Bildungsforscher Reiner Lehmann in seiner „Element-Studie“ den gegenteiligen Schluss: Leistungsstarke Kinder könnten am Gymnasium besser gefördert werden. „Wer sechs Jahre Grundschule propagiert, nimmt in Kauf, dass die guten Schüler nicht so viel erreichen, wie es ihren Möglichkeiten entspräche“, warnte er, als in Hamburg die Primarschule geplant wurde.

Doch Pisa-Forscher Baumert unterzog Lehmanns Daten einer „Reanalyse“. Dabei hat er stärker als Lehmann berücksichtigt, dass es sich bei den frühen Wechslern um eine hoch ausgelesene Gruppe handelt, die mit überdurchschnittlichen Voraussetzungen in die Schule startet. Baumert rechnet diese „Mitgift“ heraus und schreibt, in keinem Leistungsbereich seien generelle Förderwirkungen des grundständigen Gymnasiums nachweisbar: Diese Kinder hätten „ihren Weg auch in der Grundschule gemacht“.

Unbestritten ist, dass die schwachen Schüler in Berlin von der sechsjährigen Grundschule sehr profitieren. So ist dort der Anteil der Kinder, die in Klasse 6 nicht richtig lesen können, sehr gering.

Derweil beenden derzeit in Hamburg die im Herbst gestarteten 22 Regionalen Schulkonferenzen (RSK) ihre Arbeit und geben Empfehlungen für die Standorte der neuen Schulstruktur aus Primarschule, Stadtteilschule und Gymnasien ab. Von jetzt an bis zum 15. Mai werden diese Empfehlungen unter www.hamburg.de/rsk-empfehlungen/ in Netz gestellt.

Bereits dort zu sehen sind die Vorschläge für die Region Billstedt/Horn (siehe Kasten). In dieser Woche werden die Empfehlungen für neun weitere Stadtteile öffentlich. In der Woche vom 11. bis 15. Mai folgen die übrigen zwölf Regionen. Die Schulbehörde wird auf Grundlage dieser Vorschläge eine Standortplanung erarbeiten. KAIJA KUTTER