Eine seltene Spezies

MÄNNER IN TEILZEIT Die Arbeitnehmerkammer will „Vollzeitmänner“ überzeugen, weniger zu arbeiten

In Bremen arbeiteten 2007 knapp sieben, bundesweit knapp neun Prozent der Männer in Teilzeit. Bei den Frauen dagegen ist fast jede Zweite in Teilzeit beschäftigt. Acht Exemplare der raren Spezies werden in der jetzt erschienenen Broschüre „Teilzeitarbeit – Vollzeitmann“ der Arbeitnehmerkammer Bremen und der „Initiative Neue Qualität der Arbeit“ porträtiert.

„Das Vorurteil, ein ganzer Mann arbeitet mindestens Vollzeit, hat sich tief eingegraben“, sagte Margareta Steinrücke von der Arbeitnehmerkammer. Dabei sei Männer-Teilzeit selbst in kleinen Betrieben möglich – nötig sei dazu aber ein „Bewusstseinswandel“. Um Karriere zu machen, gelte eine „Allzeit-Verfügbarkeit“ oft als normal, sagte Steinrücke.

Bei der Polizei etwa ist Teilzeit nicht in allen Positionen möglich. „Eine leitende Funktion bei der Mordkommission ginge so nicht“, sagt der porträtierte Teilzeit-Mann Tim Landgraf, stellvertretender Bereichsleiter im Stab der Bremer Polizei. Ihm sei die Flexibilisierung seiner Arbeitszeit aber wichtiger: „Ich bin nicht in der Lage, morgens um sieben schon am Schreibtisch zu sitzen.“ Denn da frühstücke er noch mit seinen drei Kindern. Landgrafs Stelle ist um 20 Prozent reduziert – wie bei den meisten anderen Teilzeit-Männern.

Dass man nicht gleich auf eine halbe Stelle runterschrauben müsse, wüssten viele Männer nicht, sagt Rena Fehre vom Verbundprojekt Beruf und Familie. „Dabei geben zwei Drittel in Umfragen an, gerne reduzieren zu wollen.“

Ingenieur, KFZ-Schlosser bei Daimler, Marineoffizier, Pflegemanager oder Arzt – Männer aus verschiedenen Branchen werden in der Broschüre auf gut 60 Seiten vorgestellt. Ihre Motive, weniger zu arbeiten: Meist geht es um die Familie, die Frau, die auch arbeiten will. Der Arzt, der sich in der freien Zeit dem Malen widmet, ist die Ausnahme.

Der Schritt in die Teilzeitarbeit kam bei den Porträtierten freiwillig und meist in der „Rush Hour des Lebens“, so Götz Richter von der Bundesanstalt für Arbeitsrecht und Arbeitsmedizin. Also in ihren 30ern, in denen sich grundlegende Entscheidungen – beruflich, privat, familiär – ballen. Insgesamt aber, so Richter, arbeiteten Männer vor allem zu Beginn und Ende ihres Erwerbsleben in Teilzeit.

Und oft eben nicht freiwillig. Beispielsweise beim Berufseinstieg, wo der Arbeitsmarkt für viele nur Teilzeitstellen bietet, oder in krisengeschüttelten Unternehmen, die auf Kurzarbeit umstellen. „Der Begriff Teilzeitarbeit ist da ungenau und lässt das vage“, sagt Richter.TERESA HAVLICEK