Scharia-Berufungsgericht in Pakistan eingerichtet

FRIEDENSVERTRAG Ernennung von zwei Richtern geplant. Armee tötet 80 Taliban bei Offensive

PESCHAWAR afp | Nach der Einführung der Scharia im Nordwesten Pakistans hat die Regierung grünes Licht für ein islamisches Berufungsgericht gegeben. Wie die Provinzregierung am späten Samstagabend mitteilte, sollen zunächst zwei Richter ernannt werden. Die Einrichtung des Gerichts war Teil eines Friedensvertrags mit den wiedererstarkten Taliban, gegen die die pakistanische Armee seit der vergangenen Woche in einer Offensive vorgeht.

Mit der Einrichtung des Berufungsgerichts im Bezirk Malakand, in dem auch das umkämpfte Swattal liegt, habe die Regierung ihr Versprechen erfüllt, sagte der Informationsminister der Provinz, Mian Iftikhar Hussain. Ein Taliban-Sprecher lehnte das Gericht ab und nannte als Begründung die laufende Armeeoffensive gegen die islamistischen Kämpfer. Die Regierung solle den Einsatz stoppen und dann in Absprache mit dem Geistlichen Sufi Mohammad die Richter ernennen, sagte der Sprecher Muslim Khan.

Die umstrittenen Scharia-Gerichte haben im März ihre Arbeit aufgenommen. Die Regierung der Nordwest-Grenzprovinz hatte im Februar mit den Taliban einen Waffenstillstand für das Swattal ausgehandelt – im Gegenzug für die Erlaubnis zur Einführung des Scharia-Rechts in der Region. Viele Länder, darunter die USA, kritisierten das Abkommen als Kapitulation vor den Islamisten.

Ungeachtet der Friedensvereinbarung drangen bewaffnete Taliban aus dem Swattal später immer weiter in benachbarte Bezirke vor. Die pakistanische Armee ging daraufhin in einer Offensive gegen die vorrückenden Taliban-Kämpfer vor.

Dabei wurden nach Armeeangaben vom Sonntag allein im Bezirk Buner bislang achtzig Aufständische getötet. Wie die Streitkräfte weiter mitteilten, wurden bei den Kämpfen auch drei Soldaten getötet und acht weitere verletzt.

US-Präsident Barack Obama trifft am Mittwoch in Washington mit den Staatschefs von Pakistan und Afghanistan, Asif Ali Zardari und Hamid Karsai, zusammen. Vor dem Hintergrund seiner neuen Afghanistanstrategie wolle Obama mit Zardari und Karsai über eine verstärkte Zusammenarbeit sprechen, wie das Weiße Haus mitteilte.