Kabul unter Raketenfeuer

Deutsche Patrouille in Afghanistan beschossen. Raketen verletzen niemand. Loja Dschirga war offenbar nicht Ziel. Präsident Karsai kündigt Antikorruptionsbehörde an

BERLIN/KABUL ap/dpa/afp ■ Eine deutsche Militärpatrouille ist in Kabul beschossen worden. Das berichtete Generalmajor Peter Nagel vom Führungsstab der Streitkräfte gestern in Berlin. Dabei sei der Patrouillenführer getroffen worden, aber dank seiner Splitterschutzweste unverletzt geblieben. Nach Nagels Angaben hatte die Patrouille eine Gruppe von Afghanen in der Umgebung des Feldlagers Camp Warehouse bei der Vorbereitung einer provisorischen Raketenstellung überrascht. Die Männer hätten das Feuer eröffnet und seien dann entkommen. Camp Warehouse war wiederholt mit Raketen beschossen worden, unter anderem auch am 10. Februar, als Verteidigungsminister Peter Struck und sein niederländischer Kollege Henk Kamp das deutsch-niederländische Korps besuchten.

Gestern Morgen schlugen erneut drei Raketen in Kabul ein. Verletzt wurde dabei niemand. Nach Angaben der Polizei durchschlug ein Geschoss das Dach eines Hauses nordwestlich des Flughafens. Eine zweite Rakete explodierte in einem Feld, die dritte detonierte nicht. Soldaten der internationalen Friedenstruppe Isaf sicherten am getroffenen Haus die Spuren und sperrten die Umgebung ab. Der Tagungsort der verfassungsgebenden Versammlung Loja Dschirga, rund 10 Kilometer von der beschossenen Gegend entfernt, war offenbar nicht Ziel des Angriffs.

Die Loja Dschirga soll nach 25 Jahren Krieg und Bürgerkrieg eine neue Verfassung für Afghanistan beschließen. Die vor zwei Jahren gestürzten Taliban hatten zuvor die Bevölkerung und die Delegierten gewarnt, an der Verfassung mitzuarbeiten. „Wir wussten, dass es Drohungen gibt“, sagte ein Isaf-Sprecher. Die Sicherheitsmaßnahmen für die Loja Dschirga seien ausgezeichnet und blieben unverändert.

Der afghanische Präsident Hamid Karsai hat die Einrichtung einer Antikorruptionsbehörde angekündigt. Das Aufsichtsamt solle die Regierungsstellen kontrollieren und so Bestechung und Korruption im Land entgegenwirken, erklärte Karsai gestern. Die Leitung solle der Wirtschaftsexperte Asisullah Ludin übernehmen. Bei der Eröffnung der Loja Dschirga hatte Karsai am Sonntag gesagt, die Verwaltungsstellen seien noch immer von Korruption durchzogen. Ein Land, das auf eigenen Füßen stehen und Wohlstand erreichen wolle, müsse aber die Korruption bekämpfen. Der Präsident hatte bereits im Juni beklagt, dass bestechliche Beamte die Investitionsbemühungen internationaler und einheimischer Firmen in Afghanistan behinderten.