Eine Institution besucht Hamburg: Gang Starr im Grünspan
: Die Zugpferde des Rap-Zirkus

HipHop kommt langsam in die Jahre, ganz automatisch, denn die Repräsentanten dieses Genres, die sich schon seit geraumer Zeit auf den Bühnen früher der USA, heute der ganzen Welt tummeln, werden schließlich auch älter. Damit seien nicht einmal die Heroen der ersten Stunde gemeint, nicht Grandwizard Theodore, Kool DJ Herc oder Grandmaster Flash, die ganzen Künstler mit ihren klingenden Namen, die inzwischen den Status von Halbgöttern haben.

Nein, gemeint ist eher die next generation. Nehmen wir Chuck D. von Public Enemy zum Beispiel oder die Gruppe der Native Tongues rund um A Tribe Called Quest, die Jungle Brothers, De La Soul und Queen Latifah. Oder natürlich Gang Starr. Sie alle haben die 30 schon längst überschritten. Der jugendliche Zorn ist einer abgeklärten Haltung gewichen, die Musik, die diese Musiker produzieren – wenn sie überhaupt noch aktiv sind und nicht längst lieber in Filmen auftreten – ist zurückgelehnter und ausgefuchster geworden. Obwohl das für Gang Starr gerade nicht gilt. Die behielten ihren Stil immer bei.

Seit 14 Jahren arbeiten DJ Premier, auch liebevoll Primo genannt, und sein Rapper Guru zusammen. Und Letzterer wundert sich ein bisschen über die eigene Biographie: „Man fühlt sich schon irgendwie als Phänomen in diesem ganzen Rap-Zirkus“, erzählte er im Interview, „normalerweise läuft es doch andersrum: du verkaufst weniger, je länger du dabei bist. Wir hingegen bekommen immer mehr Zulauf.“ Wobei er sich sicher ist, dass er und sein Kumpan sich das redlich verdient haben mit ihrer Treue zum HipHop und mit ihren Idealen, die sie nie verraten haben: „Ich habe viele gesehen, für die ihre Rolle im Rapgame nichts Besonderes war, aber wo sind die heute? Von der Bildfläche verschwunden und vergessen.“

Wie hätte man das Duo vergessen sollen, begegnen sie einem in der Geschichte des HipHop doch ständig. Seit ihrem ersten Album No More Mister Nice Guy über den grandiosen Nachfolger Step In The Arena bis hin zur jüngsten Veröffentlichung The Ownerz haben sie ihren Stil beibehalten. Zu Beginn von der Szene noch als Jazz-HipHopper verunglimpft, hat DJ und Produzent Premier inzwischen Maßstäbe gesetzt. Nicht nur, dass er seinen musikalischen Stempel schon hunderten von Produktionen seiner Kollegen aufgedrückt hat, sondern auch die Art und Weise, wie seine Beats und Bässe von anderen nachgeahmt werden, lässt seinen Stellenwert erahnen. Und was Guru mit seinem Projekt Jazzmatazz auf die Beine gestellt hat, ist auch aller Achtung wert.

Das Einzige, was man Gang Starr nicht nachsagen kann, ist, dass die beiden übermäßig Humor hätten. Hat sie schon einmal jemand lächeln gesehen? Aber das gehört wohl dazu. Eine Institution muss ihren Weg repräsentieren, klar, gerade und ohne Schnörkel. Und das ist schließlich kein Spaß. Eberhard Spohd

Freitag, 21 Uhr, Grünspan