Gefangenenaustausch in Nahost

Ägypten und Israel auf Annäherungskurs. Außenminister Fischer spricht sich für Beteiligung der Bewohner Ostjerusalems an palästinensischen Wahlen aus

JERUSALEM taz ■ Nach dem Tod von Jassir Arafat deutet sich auch in den israelisch-ägyptischen Beziehungen eine Entspannung an. Kairo erwägt derzeit, erneut einen Botschafter nach Tel Aviv zu entsenden. Zudem wurde gestern nach monatelangen Verhandlungen der israelische Druse Asam Asam entlassen, der wegen Spionagevorwurfs 1997 zu 15 Jahren Gefängnis verurteilt worden war. Im Gegenzug entließ Israel sechs ägyptische Studenten, die im August verhaftet worden waren, weil sie im Verdacht standen, einen Angriff auf israelische Soldaten zu planen.

Ägypten spielt eine zentrale Rolle bei den Verhandlungen mit den militanten palästinensischen Widerstandsgruppen. Israel ist zudem auf ägyptisches Zutun angewiesen, wenn es im kommenden Jahr seine Truppen aus dem Gaza-Streifen abzieht. Erst in den vergangenen Wochen kam es zu erneuten Staatsbesuchen auf beiden Seiten, nachdem die Beziehungen zwischen den beiden Nachbarländern infolge der Militäroperationen gegen die „Al-Aksa-Intifada“ stark abgekühlt waren.

Unterdessen traf Bundesaußenminister Joschka Fischer in Ramallah mit PLO-Chef Mahmud Abbas zusammen. Bei seinem Besuch der „Zentralen Wahlkommission“ betonte er die Bedeutung der für Anfang Januar geplanten Präsidentschaftswahlen. Fischer sprach sich für eine Wahlbeteiligung der Palästinenser in Ostjerusalem aus. Zu seinen Gesprächspartnern gehörte auch Mustafa Barghouti, Menschenrechtsaktivist und unabhängiger Kandidat für die Präsidentschaftswahlen, der nach Abbas derzeit die besten Chancen auf einen Wahlgewinn hat. Die jüngsten Entwicklungen in den Palästinensergebieten seien eine „historische Chance“ zur Realisierung der Zwei-Staaten-Lösung, meinte Fischer, der auf einen „lang anhaltenden Waffenstillstand“ hofft.

Der jüngst aus israelischer Haft entlassene politische Hamas-Führer im Westjordanland, Scheich Hassan Jossef, wollte vergangene Woche einen unbefristeten Waffenstillstand nicht mehr ausschließen. Die israelische Armee berichtete über einen Rückgang der Angriffe von 25 Prozent im Gaza-Streifen und zehn Prozent im Westjordanland nach dem Tod Arafats.

SUSANNE KNAUL