Neonazis überfallen PDS-Politiker

Nach der Demo in Treptow-Köpenick zerren Neonazis den PDS-Politiker Philipp Wohlfeil aus der Straßenbahn und brechen ihm den Fuß. Wohlfeil wirft Polizei „unverantwortliches“ Verhalten vor. Die ermittelt jetzt gegen unbekannt

Nach dem Naziaufmarsch in Treptow-Köpenick am Samstag ist der PDS-Verordnete des Bezirks, Philipp Wohlfeil (25), noch in der gleichen Nacht von mindestens vier jugendlichen Neonazis angegriffen und verletzt worden. Bei dem Überfall erlitt Wohlfeil eine dreifache Fraktur des rechten Mittelfußes.

Nachdem sich die Demonstration gegen den Nazi-Aufmarsch aufgelöst hatte (die taz berichtete), hatten sich mehrere junge PDS-Mitglieder in der Partei-Geschäftsstelle in der Brückenstraße getroffen, um anschließend in die Kneipe „Brücke 7“ weiterzuziehen. „Offenbar haben uns die Nazis beobachtet, wie wir aus der PDS-Geschäftsstelle kamen“, sagte Wohlfeil der taz. „Das dürfte ihnen nicht gefallen haben.“

Als Wohlfeil mit seiner Schwester und einem Freund in eine Straßenbahn steigen wollten, griffen die Jugendlichen den PDS-Mann von hinten an und zerrten ihn aus der Bahn. „Das ging alles ziemlich schnell“, sagte Wohlfeil. Den Bruch kann er sich selbst nicht richtig erklären. „Ich vermute, die sind mir mehrmals auf den Fuß getreten“. Bei dem Versuch, Wohlfeil zu helfen, erlitt seine Begleitung Schürfwunden und Blutergüsse. Wohlfeil konnte seine Angreifer nicht erkennen. „Nach drei Minuten war alles vorbei. Kurze Zeit später kam auch schon die Polizei“, sagte Wohlfeil.

Schon vor dem Überfall hatten sich offenbar mehrere Neonazis vor dem Lokal getroffen und weitere Gäste angepöbelt. Bereits zu diesem Zeitpunkt wurde die Polizei gerufen, die allerdings bald wieder abzog. „Die Polizei hätte so lange bleiben müssen, bis auch der letzte Nazi verschwunden war“, sagte Wohlfeil. „Das war unverantwortlich.“

Ein Polizeisprecher reagierte auf die Aussage des PDS-Verordneten verärgert: „Da müssten wir auch bei jedem Wochenmarkt so lange bleiben, bis der letzte Marktschreier verschwunden ist.“ Die Polizei sei schnell am Tatort gewesen und hätte sofort die Ermittlungen aufgenommen. Konkrete Hinweise habe man allerdings noch nicht, sagte der Sprecher. Wohlfeil erstattete Anzeige gegen unbekannt.

Am Samstag hatten rund 250 Menschen gegen den Aufmarsch von knapp 230 Neonazis demonstriert. Die Gegendemonstranten hatten sich mit Trillerpfeifen und Plakaten mit der Aufschrift „Berlin gegen Nazis“ an der Demo-Strecke aufgestellt. Die Polizei war nach eigenen Angaben mit 1.300 Beamten vor Ort. Zu der Gegendemo hatten linke Gruppen, Bürgerinitiativen und Parteien aufgerufen. Vier Neonazis und ein Gegendemonstrant wurden kurzzeitig festgenommen. PHILIPP DUDEK