„Wir sehen uns als Plattform“

Funkhaus Europa feiert sein zehntes Jahr

taz: Herr Binder, feiert heute ein Migrantenradio Geburtstag?

Karsten Binder, Funkhaus Europa Leiter bei Radio Bremen: Funkhaus Europa ist das Europa- und Integrationsradio in Deutschland. Wir senden für Menschen aus über 180 Nationen. Denen wollen wir eine Plattform und eine Stimme geben. Wir gehen nah ran an den immer internationaler werdenden Alltag, Reportagen spielen dabei eine große Rolle.

Warum führen Sie „Europa“ im Namen?

Weil es unsere Aufgabe ist, Themen europäischer Politik zu erklären, sie anschaulich zu machen, überhaupt Interesse zu wecken. Das ist zum Beispiel jetzt vor den Europawahlen besonders wichtig, weil Europa oft mit der Europäischen Union gleichgesetzt und als unverständlicher Koloss wahrgenommen wird.

Was tun Sie dagegen?

Wir versuchen, das Durchschlagen der EU auf das Alltagsleben darzustellen. Anstatt etwa die Dienstleistungsrichtlinie kompliziert zu erklären, porträtieren wir Menschen, die auf Arbeitssuche quer durch Europa tingeln. So werden abstrakte Begriffe wie Freizügigkeit oder Liberalisierung der Arbeitsmärkte anschaulich.

Und wer hört Ihnen dabei zu?

Wir werden von Menschen gehört, die sich für unsere Musik – aktuelle Weltmusik – und für unsere Themen interessieren. Das sind Migranten und Deutsche.

Schaffen Sie noch zehn Jahre?

Mit dem WDR steht uns ein starker Partner zur Seite. Ich sehe deshalb sehr zuversichtlich in die Zukunft und wünsche mir mindestens weitere zehn Jahre. Interview: SH

Funkhaus Europa, Geburtstags-Sonderprogramm, 6 bis 24 Uhr, auf UKW 96,7 MHz