NRW fährt auf Bio ab

Auf der gestern durchgeführten Folgekonferenz der Renewables 2004 stehen die Potenziale der Erneuerbaren Energien von NRW im Mittelpunkt

Krieg um Sonne werde es niemals geben, sagt Heidemarie Wieczorek-Zeul

AUS GELSENKIRCHENELMAR KOK

Bärbel Höhn (Grüne) hat einen ehrgeizigen Plan: Bis zum Jahr 2050 sollen 50 Prozent des Kraftverkehrs mit Kraftstoffen aus Biomasse über die Straßen Nordrhein-Westfalens fahren, in knapp 20 Jahren schon mindestens 25 Prozent. Das sagte die Landesumweltministerin gestern auf der so genannten „Follow Up - Konferenz“ der renewables 2004, die im vergangenen Sommer in Bonn abgehalten wurde.

Die nordrhein-westfälische Folgekonferenz, die gestern im Gelsenkirchener Wissenschaftspark statt fand, sollte die Potenziale für das Land NRW ausloten, die sich aus den Beschlüssen der Bonner Konferenz ergeben. Und die sind nach Meinung der auf der Konferenz anwesenden Politiker aus Bundes- und Landesregierung enorm. Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD), Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, sieht vor allem in Zeiten hoher Preise für fossile Energieträger große Chancen für regenerative Energien in der dritten Welt. „Im letzten Jahr hat die dritte Welt wegen steigender Energiepreise 70 Milliarden US-Dollar zusätzlich für ihren Energiebedarf ausgeben müssen“, sagte sie. Durch die Bereitstellung neuer Technologien zur Energieherstellung bliebe diesen Ländern finanzpolitischer Spielraum, der dann beispielsweise zur AIDS-Bekämpfung genutzt werden könne. Auch zur Friedenssicherung in den Schwellenländern könnten die in Nordrhein-Westfalen entwickelten Solar- und Brennstoffzellentechniken einen wertvollen Beitrag leisten, glaubt Wieczorek-Zeul, „denn einen Krieg um Sonne wird es niemals geben“, sagte sie.

NRW-Energieminister Axel Horstmann (SPD), der sich im Land gerade für den Neubau von Großkraftwerken einsetzt, hat für andere Länder anderes im Blick. „Erneuerbare Energien sind manchmal die einzige Möglichkeit für Millionen von Menschen eine Basisenergieversorgung herzustellen“, sagte er. Das von der Bundesregierung beschlossene Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG), sorge für eine Effizienzverbesserung der Technologien, zur Kostenreduzierung und somit zu einer höheren Verbreitung, sagt Horstmann. Mittlerweile sei die Branche in NRW ein bedeutender Wirtschaftsfaktor.

Für Höhn hat der praktische Umweltschutz durch die Förderung von Alternativ-Energie eine soziale Komponente. Sollte sich der Markt für Biomasse so entwickeln, wie sich die Grünen das vorstellen, entstünden für jeden Arbeitsplatz aus der Mineralölindustrie fünf neue, sagt sie. Schon jetzt wäre man in der Lage, durch die festgelegten Stilllegungsflächen, die nach EU-Recht 10 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche ausmachen und auf denen keine Nahrungsmittel angebaut werden dürfen, 10 Prozent des Kraftverkehrs mit Bio-Kraftstoffen fahren zu lassen, sagte Höhn.