Wende-Soundtrack

20 Jahre Mauerfall und friedliche Revolution – eine CD spielt nun die Lieder des Widerstands

Weil David Hasselhoffs „Looking for Freedom“ zufällig das Wort Freiheit enthielt und zufällig 1989 zur Zeit des Mauerfalls erschien, wurde der Song irrtümlich zur Freiheitshymne gekürt. Dem in der Fernsehserie „Baywatch“ als Retter in Not berühmt gewordenen Hasselhoff schien seine Rolle zu Kopf gestiegen zu sein, als er behauptete, er habe mit seinem Hit zum Fall der Mauer beigetragen. Doch mit Revolution hatte der stupid-repetitive Popsong nichts zu tun, auch wenn er 1989 die Charts stürmte.

Die Mauer dagegen stürmten, wenn überhaupt Musik im Spiel gewesen war, nicht die West-, sondern die Ostmusiker. Und damit sie nicht in Vergessenheit geraten, hat die Bundesstiftung Aufarbeitung der SED-Diktatur gemeinsam mit der Europäischen Kommission zum Erinnerungsjahr 2009 die CD „Sound of Revolution“ herausgebracht, die mit 20 Liedern den Soundtrack des europäischen Umbruchs 1989 spielt.

Nicht selten riskierten die Musiker, wenn sie in ihren Strophen und Refrains die kommunistischen Diktaturen in Mittel- und Osteuropa anprangerten und die Menschen zum Widerstand aufriefen, das Spiel- und Berufsverbot im eigenen Land. Nicht selten hatten sie daher einen Heldenstatus bei ihren Fans.

„Die Menschen fühlten sich von den Musikern verstanden, da sie Inhalte aufgriffen, die sonst nur zu Hause angesprochen werden konnten“, sagte der Vorsitzende der Stiftung, Rainer Eppelmann, gestern bei der Präsentation des Wendemusiksamplers.

So unterschiedlich der „Sound of Revolution“ auf der CD klingt, von rockig über poppig bis pathetisch – wie bei dem ungarisch-folkloristischen Eintrachtstanz „Hora unirii“ – so sehr stimmt die Botschaft der Lieder überein: Lasst uns Widerstand leisten gegen die Diktatur und für die Freiheit kämpfen.

Zur Vorstellung der CD war auch Rex Joswig, der Frontsänger der DDR-Punkrock-Gruppe Herbst in Peking gekommen. Mit „Bakschischrepublik“ repräsentiert die Band auf dem Album zusammen mit Silly („S.O.S“) die ostdeutsche Revolutionsmucke. „Schwarz-Rot-Gold ist das System / Morgen wird es untergehn“, lautet ein Vers des Revolutionslieds, der damals von zahlreichen Graffitis aufgegriffen wurde. „Das Lied passte so was von in die Zeit! Vielleicht haben wir ein ganz klein wenig in diesen Strom der Revolution hineingearbeitet,“ sagte Joswig – um einiges bescheidener als David Hasselhoff. SOFIA SHABAFROUZ