Liebe mit Trash-Happy-End: Das Jugendmusical „Radical Romance“ wird auf Kampnagel uraufgeführt
: Astra-Schaumbad mit Rosen

Rom (Moritz von Iljen) und Jule (Johanna Malsch) treffen sich auf dem Hamburger Dom. Lange haben sie sich nicht gesehen. Die Engel bringen sie hier endlich wieder zusammen. Kaum wollen sie sich auf dem Riesenrad küssen, da stürzt ein Hai aus dem Himmel und reißt Rom auf den harten Asphalt herab.

Dort droht Jules Bruder (Jacob Weigert) ihm mit der Faust. Die Verliebten fliehen, nehmen in Planten und Blomen eine „Romantikdusche im Rosengarten, ein Bad in ASTRA-Bier“, so der Regisseur Thorsten Wilrodt. Sein Hamburger Jugend-Musical Radical Romance wird Donnerstag auf Kampnagel uraufgeführt. Zusammen mit 19 Jugendlichen zwischen 16 und 25 Jahren aus Hamburg und Umgebung hat er das Musikstück erarbeitet. In Anlehnung an Shakespeares Romeo und Julia geht es darin um die Tragik radikaler Liebe im Hanse-Format. Radical Romance bietet allerdings ein „Trash Happy End“, so der Regisseur, mehr will er dazu nicht verrraten.

Die actionreiche Hamburg Story präsentiert vor allem Typen – etwa den Polizisten, „der die Stadt sauber halten will“, und sie spielt an ikonischen Plätzen, zum Beispiel am Fernsehturm, auf dem Kiez, im HVV-Verkehrsnetz, am Elbufer und beim FC St. Pauli.

Mit seiner Videokamera hat der Jungfilmer Michael Spaney die Orte des Geschehens eingefangen. „In einigen Szenen dienen die Videos ganz einfach als Hintergrundkulisse, in anderen werden sie verfremdet eingesetzt“, erläutert der Regisseur Thorsten Wilrodt. Fünf RapperInnen konnte er für sein Projekt gewinnen. Sie bringen die vertrackte Beziehungskiste zwischen dem polnischen Drogendealer Rom, seiner eifersüchtigen Ex-Freundin Alexa (Rike Maerten), Jules Fäuste schwingendem Bruder und den verfeindeten Familien der Liebenden mit ihren rhythmischen Staccato-Texten zum Swingen: „Er sagt: Hey Babe – wie wär‘s mit uns beiden. Sie sagt: Slowly baby – ich kann dich zwar leiden, aber mein Dad hat Ärger mit deinem. Also bleib fresh. Wir können Freunde bleiben.“

Rap, HipHop, Rock und Groove: Mit diesen musikalischen Elementen erzählen die MacherInnen ihre Radical Romance mit Liveacts und Gesang. Ihre Instrumente haben die jungen MusikerInnen an der Staatlichen Jugendmusikschule Hamburg gelernt. Die hat in Kooperation mit der Komponistin Anne Niemann, der Kampnagel-Dramaturgin Eva Maria Stüting und dem Regisseur Thorsten Wilrodt das Stück entwickelt. „Wir wollen damit dem angestaubten Genre Musical etwas Frisches entgegensetzen“, so Wilrodt. „Andrew Lloyd Webber und Co. berühren die heutige Jugend nicht. Unser Stück haben die Jugendlichen mit entwickelt, und sie können sich darin wiedererkennen.“

Der ehemalige Schauspieler am Hamburger Thalia Theater arbeitet seit zwölf Jahren mit Jugendlichen auf Kampnagel. Mit den „Scampis“ vom Jugendclub auf Kampnagel hat er bereits drei Produktionen auf die Beine gestellt. „Es macht sehr viel Spaß“, sagt der Regisseur. „Die Jugendlichen gehen stilistisch unverdorben an ein Stück heran. Sie reagieren direkt, mit Begeisterung oder auch gelangweilt. Da gilt es, in Kontakt zu kommen und zu bleiben. Und, wenn es gut läuft, die Gruppe an einen Punkt zu bringen, von dem sie nicht dachten, dass sie ihn erreichen würden.“

Katrin Jäger

„Radical Romance – Hamburg Fiction“, Musical mit Jugendlichen, 9.– 11.12., 16.–19.12. sowie 22.+23.12., 19:00 Uhr, Kampnagel