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„Das Blut der Templer“ (Pro 7, heute u. Fr., 20.15 Uhr) verwurstet unterhaltsam das Trendthema Heiliger Gral

Wenn es heute Abend regnet, wenn es draußen so richtig ungemütlich ist, dann ist das das ideale Wetter für den Pro 7-Zweiteiler. Denn der ist so was wie eine Fortsetzung des legendären ZDF-Weihnachtsmehrteilers mit den Mitteln von Pro 7, eine Art „Timm Thaler“ für die Generation New Beetle Cabrio. Ehrlich!

Die Story ist nicht neu, aber nicht übel, nicht anspruchsvoll, aber nicht niveaulos, nicht komplex, aber tragisch. Vorgeschichte: Die Nachfahren der unehelichen Kinder von Jesus Christus und Maria Magdalena sind „Highlander“-artige Ritter, sie hatten früher mal gemeinsam den Heiligen Gral gefunden und sich darüber entzweit: in die bacchantisch-bösen „Prieure de Sio“ und die asketisch-guten „Templer“ – bis heute. Anno domini 1986 zeugten dann, so ist das nun mal, der „Templer“-Großmeister und die „Prieure de Sio“-Großmeisterin trotzdem ein Kind: David. 18 Jahre später ist er zunächst ein ganz normaler Teenager, der Film beginnt.

Und was Pro7 dann zeigt, ist nicht Hollywood, nein, nein. Aber immerhin vielleicht sogar ein Fernseh-Highlight: Oder hat man etwa jemals zuvor Harald Krassnitzer im „Matrix“-Mantel und mit Schwert wie ein Ninja-Krieger die Wände hochlaufen sehen? Außerdem findet die Kernzielgruppe bestimmt, Neben-Darstellerin Alicja Bachleda-Curus habe einen hübschen Hintern und Akzent; und die etwas Älteren können sich am Gesicht von Catherine Flemming erfreuen; die Jungs kriegen außerdem Kampfszenen mit Schwerterklirren und „fffffuch“-Geräuschen sowie Fantasy-Sets wie aus dem Computerspiel geklaut und zahlreiche abgeschlagene Köpfe, aus denen das Blut sprudelt; die Mädels hingegen kriegen die schöne Landschaft Litauens und Krassnitzers treuen Blick, Moral und Amoral, Romeo und Julia; für die Scherzkekse unter den Zuschauern gibt’s ein neues Wort für „Arabisch“ („Dattel-Latein“), für die Nostalgiker die bläuliche Optik der Pro 7-Filme aus dem guten alten 20. Jahrhundert. Ironiker sind vielleicht die Einzigen, die beim „Blut der Templer“ leer ausgehen. Und es wird Werbepausen geben, leider, aber andererseits auch einen leicht furiosen Cliffhanger: Zack!

CHRISTOPH SCHULTHEIS

Den zweiten Teil des Films, den Pro 7 morgen um 20.15 Uhr zeigt, hat sich der Autor absichtlich nicht angeschaut, obwohl die Versuchung da gewesen wäre. Sogar Zeit. Er hätte den Rekorder mit der Videokassette einfach nur weiterlaufen lassen müssen. Aber er wollte sich – trotz Werbepausen – die Spannung lieber für morgen um 20.15 Uhr in Fernseh-Echtzeit aufheben – und hoffen, dass dann neben Krassnitzer und Flemming auch wieder das Wetter so überaus schön mitspielt.