Nicht auseinander dividieren lassen

betr.: „Error Hauptschule“, taz vom 4. 12. 04

Wäre es nicht gut, wenn der notwendige Umbau des Bildungssystems in Deutschland – vom Kindergarten bis zur Uni – gemeinsam angepackt würde? Nicht zuletzt deswegen, weil LehrerInnen an Hochschulen lernen (sollten), was sie bisher aufgrund der politischen Rahmenbedingungen nicht umsetzen können oder wollen?

Ich komme auf dieses Thema, weil ich nicht ganz zusammenbringen kann, dass in der taz einerseits höhnische Studiengebühren-Polemiken zu lesen sind und andererseits häufig sehr genau über Reformansätze und Probleme der Schule berichtet wird. In dem Artikel „Error Hauptschule“ wird dies nicht gemacht, aber zusammen erweckt diese Berichterstattung den Eindruck, als solle da eine Gruppe gegen die andere aufgehetzt werden. Im Hintergrund wird dabei vielleicht an eine Umverteilung staatlicher Bildungsmittel gedacht. Aber ist das nicht ein bisschen kurzsichtig?

Wenn die Hochschulen weiter zusammengekürzt und aus der staatlichen Finanzierung genommen werden, werden sie massiv an Qualität und vor allem an breiter Zugänglichkeit verlieren. Das heißt nicht nur, dass die LehrerInnen noch schlechter auf lebendige Schule vorbereitet sein werden, es heißt auch, dass die Chance für Bülent, jemals ein Biologiestudium anzufangen, noch weiter sinkt. Für ein einer Wissensgesellschaft angemessenes Bildungssystem in Deutschland braucht es nicht nur eine Schule für alle. Es braucht auch gute Hochschulen. Kurz gesagt: Es geht nicht ohne mehr Geld – auf allen Ebenen. Und das ist nur möglich, wenn die Menschen, die hier was bewegen wollen, sich nicht auseinander dividieren lassen. Es wäre schön, wenn die taz dazu beitragen könnte – statt den neoliberalen Leitwolf zu spielen. TILL WESTERMAYER, Freiburg

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