geschenke für fast alle von FANNY MÜLLER
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Bevor ich den Katalog „Die moderne Hausfrau“ und einen weiteren von Manufactum – Wahlspruch: „Es gibt sie noch, die guten Dinge“ – zu Gesicht bekam, ahnte ich zum Beispiel noch nicht, dass man Gläser mit Vakuumverschluss anders öffnen kann, als mit einer Deckelseite kurz auf den Fußboden zu schlagen. Das hat zwar den Nachteil, dass gleich darauf meine Nachbarin von unten anruft, um zu fragen, ob es bei ihr zu laut sei, aber schließlich sind es ihre Telefongebühren und nicht meine.

Ich ahnte auch nicht, dass ich keineswegs den Kompletthaushalt besitze, von dessen Vorhandensein ich bis dato überzeugt war. Hatte ich etwa einen dieser Pflaumensteinentkerner, einen Olivensteinentkerner und einen Sauerkirschensteinentkerner? Ich hatte nicht. Und auch keinen Handventilator, der in den zwei wirklich heißen Sommertagen, die wir in Hamburg haben, angenehme Kühle in einem Radius von circa zehn Zentimetern in die Küche bringt und den man mit wenigen komplizierten Handgriffen in etwas verwandelt, womit man ein Achtelliter Sahne fast steif schlagen kann.

Und? Wie sieht es bei Ihnen und Ihren Verwandten aus? Geben Sie ruhig zu, dass Sie noch keine Messerbänkchen Ihr Eigen nennen und dass Sie Ihre Dessertschalen als Fingerschalen missbrauchen! Ich würde auch als gesichert annehmen, dass Ihnen Bügeleisengarage, Sardinenheber und Weintraubenschere böhmische Dörfer sind. Ehrlich gesagt, waren sie es auch für mich, aber diese Kataloge belehrten mich immer wieder eines Besseren.

Das Einzige, was ich vermisste, war ein Messer zum Nutellaglas-Auskratzen. Es soll da eins geben mir stumpfer Schneidefläche, das man sogar ablecken kann. Aber für Manufactum ist Nutella vermutlich unter Niveau.

Was auch in keinem Haushalt fehlen sollte, sind Teebeutelausdrücker und Ständer für tropfende Kochlöffel. Ich kann mich überhaupt nicht mehr erinnern, was ich mit dem Kochlöffel gemacht habe, bevor ich diesen Kochlöffelständer mein Eigen nennen konnte. Hinters Ohr gesteckt? Im Blumentopf geparkt? Einfach auf einen Teller gelegt? Auf jeden Fall irgendwas sehr Unprofessionelles.

Einen ganz ordinären Teller benutzte ich bisher auch zum Wenden von Omelettes oder Rösti. Das ist jetzt vorbei mit dem „Wendeteller für Omelettes und Röstis“. Vorbei auch die Zeiten, als ich noch Eier mit einem Löffel aus dem Kochwasser fischte statt mit dem Profi-Eiersieb. Unglaublich, wie man jahrelang ohne Käsebeil, Schwammbox, Seifen-Trockenhort und Spargeltopf ausgekommen ist!

Was ich mir jetzt gewünscht habe, ist ein Trüffelhobel. Ich wusste nicht, dass so etwas existiert, bis ich neulich in einem besseren Restaurant beobachtete, wie ein bekannter Regisseur einen solchen Hobel aus einer Jacketttasche zog, aus der anderen eine Trüffel, und herumging, um jedem seiner Gäste ein paar Späne – oder wie das auch immer bei Trüffeln heißt – auf die Pasta zu hobeln. Dabei murmelte er „ … zehn Euro … zwanzig Euro … dreißig Euro …“ Das nenne ich gehobenen Lebensstil!

Ich will ja keine Werbung für diese Kataloge machen, aber schauen Sie doch mal rein. Zur Not haben Sie Weihnachten ordentlich was zu lachen.