RATSCHLAG AN DIE POLIZEI
: Ziviler Konsens

Wann und wo welcher Stein zuerst flog

Es will ja eigentlich keiner mehr hören, aber diese kleine Geschichte muss noch kurz erzählt werden. Auch wenn man auf gefühlt allen Internetseiten deutscher Zeitungen Liveticker vom 1. Mai in Berlin verfolgen konnte und also wusste, wann und wo welcher Stein zuerst flog und vor allen Dingen, wo der halbe Liter Bier am billigsten ist, lohnte es dennoch, dem Schützenfest der Nostalgie-Linken und Stadterlebnisorientierten persönlich einen Besuch abzustatten.

Nicht nur, weil man erfuhr, warum es sich manchmal richtig ist, nicht in Nachwuchsbands zu investieren, sondern auch, weil man mal wieder Vorurteile gegenüber betrunkenen Männergruppen bestätigen konnte. Man muss denen mal wirklich einen nachdrücklichen Ratschlag geben: Lasst das mit dem übermäßigen Alkoholkonsum, ihr wirkt furchtbar unsexy, wenn ihr mit glasigen Augen auf das Objekt der Begierde zuwankt. Auch gut gemeinte Komplimente wie „Boah, hast du geile Augen“ können euch da nicht raushauen. Aber um die folgende Geschichte geht es wirklich: Am frühen Abend des 1. Mai standen an der Ecke Lohbeckstraße mehrere Polizeifahrzeuge, und die Beamten bereiteten sich auf irgendetwas vor. An der offenen Seitentür eines Transporters stand ein Polizist in ziviler Verkleidung. Verwuschelte, hoch gestellte Haare, kurze Hose und ein T- Shirt der Toten Hosen!

Liebe Polizei, niemand, der Gesellschaftskritik in irgendeiner Form vortragen möchte, nicht mal der blödeste Altlinke trägt heute noch ein T-Shirt dieser unerträglichen Konsens-Band. Man erkennt euch ja sowieso schon immer an den Gesichtern oder den Bewegungen, aber ein bisschen mehr Mühe könntet ihr euch schon geben mit der Verkleidung. Ihr bringt euch in unnötige Gefahr, denn wer ein Tote-Hosen-Shirt trägt, muss mit der Möglichkeit rechnen, einen auf die Mütze zu bekommen. LAURA EWERT