Warten auf ein klares Signal

Die Verwaltung tut sich auch eineinhalb Jahre nach dem Ratsbeschluss schwer, in Köln 500 Ampeln abzuschalten. Gründe sind Sicherheitsbedenken und fehlendes Geld für Alternativen wie Kreisverkehr

VON CHRISTIANE MARTIN

Ampeln können ganz schön lästig sein. Sie zwingen zum Warten, auch wenn weit und breit kein Verkehr aus der anderen Richtung zu sehen ist. Und sie erscheinen jedenfalls aus der Sicht einzelner Verkehrsteilnehmer oft als überflüssig.

Dass auf manche Ampeln tatsächlich verzichtet werden kann, darüber sind sich auch die Kölner Politiker und die Verwaltung einig. „Es gibt Ampeln mit einer Akzeptanz von 20 Prozent“, weiß Hans Richter vom städtischen Verkehrsamt. Das bedeute, vier von fünf Fußgängern gehen auch bei Rot. Eine Ampel erhöhe nicht immer die Verkehrssicherheit, und manchmal seien andere Querungshilfen besser.

Vor allem aber um Geld einzusparen, hatte die schwarz-grüne Koalition deshalb bereits im März des vergangenen Jahres beschlossen, dass 500 Ampelanlagen abgebaut werden sollen – bis Ende 2003. Ein Jahr später kann die Kölner Verwaltung lediglich 24 Lichtsignalanlagen vorweisen, die außer Betrieb genommen wurden. Die Verwaltung sieht dabei in der Vorgabe das eigentliche Problem. „Die Politiker neigen gern dazu, alles einfacher darzustellen, als es ist“, schimpft Hans Richter. Es sei Unsinn zu fordern, dass 500 Ampelanlagen abgeschaltet werden sollen. „Wir haben ja nur 1.000 Lichtsignalanlagen in Köln. Da kann man doch nicht die Hälfte mal eben abschalten“, so der Verkehrsingenieur. Den Vorwurf, in Köln gäbe es zu viele Ampeln, widerlegt er statistisch: In deutschen Städten käme eine Ampelanlage auf 1.000 Einwohner. Damit liege Köln voll im Schnitt.

Maßgebend für die Verwaltung ist laut Richter das „Programm Verkehrstechnik“. In dessen Rahmen habe er ungefähr 100 Ampelanlagen – was in etwa 500 Einzelampeln entspräche – aufgelistet, die in den nächsten fünf Jahren abgeschaltet werden sollen. Mit den Politikern habe man sich inzwischen darüber verständigt, dass die geforderte Zahl 500 nicht, wie ursprünglich verstanden, ganze Ampelanlagen meint, sondern einzelne Ampeln.

„So kommt das ungefähr auch mit unseren Planungen hin“, freut sich Richter. Und dass es länger dauere, als der Politik lieb sei, liege an logistischen Anforderungen. „Wir müssen sorgsam prüfen, ob eine Ampel abgeschaltet werden kann. Das ist viel Arbeit“, rechtfertigt er das Vorgehen der Verwaltung.

Auch die Grünen wollen nicht der Verwaltung allein die Schuld für die Verzögerungen in die Schuhe schieben. „Leere Kassen und Vorbehalte in der Bevölkerung tragen erheblich mit dazu bei“, sagt Sabine Müller, grüne Verkehrsexpertin. Ein Kreisverkehr als Alternative zur Ampel koste nun mal eine Menge Geld und viele Menschen sähen in den Ampeln immer noch die sicherste Möglichkeit, eine Straße zu überqueren.

Will das Verkehrsamt eine Ampel abschalten, macht manchmal ausgerechnet die Politik einen Strich durch die Rechnung – wie jüngst in Köln-Lindenthal. Hier soll an der Ecke der Dürener Straße zur Hillerstraße der Übergang nicht mehr durch eine Ampel, sondern durch eine kleine Verkehrsinsel in der Mitte der Straße erleichtert werden. „Da gibt es Widerstand aus der Bezirksvertretung, weil sich die gestalterische Situation verschlechtere“, sagt Richter. Sein Urteil dazu: „Dahinter stecken Geschäftsleute.“

Trotzdem sollten sich Bürgerinnen und Bürger nicht scheuen und die Ampelhotline anrufen, wenn sie eine Signalanlage kennen, die sie für überflüssig halten: Tel: 0221/221 24484.