Washingtons Hoffnungen erfüllen sich

China will sich von der alleinigen Bindung des Dollar an den Yuan verabschieden. Warum nützt dieser Schritt den USA?

Die chinesische Regierung kommt den USA entgegen bei deren Bemühungen, das riesige Defizit im Handel mit China zu verkleinern. Wenn China tatsächlich – wie angekündigt – die alleinige Bindung seiner Währung an den US-Dollar aufgibt, käme dies einer Aufwertung des Yuan gleich, da Währungen wie der Euro und der japanische Yen derzeit viel stärker als der Dollar sind.

Der US-Regierung kommt der fallende Dollarkurs derzeit höchst gelegen. Dadurch werden Importe in die USA teurer und US-Exporte preiswerter, wodurch sich theoretisch jedenfalls das enorme Defizit der USA im Außenhandel verringert. Doch dieser Effekt kann natürlich nicht eintreten, so lange der Yuan an den Dollar gebunden ist und daher genauso schnell an Wert verliert wie dieser. Allein der Handel mit China macht fast ein Drittel des gesamten US-Handelsbilanzdefizits von 41,8 Milliarden Dollar im Oktober aus, dem letzten Monat, für den Zahlen vorliegen.

US-Finanzminister John Snow hatte aus diesem Grund bei einem Besuch in Peking im September seine Gastgeber gedrängt, die Dollar-Anbindung aufzugeben und den Yuan aufzuwerten. Der chinesische Staatspräsident Hu Jintao hatte dem damals eine Absage erteilt.

Doch nun kommt aus Peking sogar ein weiteres Zeichen des Entgegenkommens: Der Yuan-Wechselkurs soll künftig offenbar nicht einmal mehr starr sein. Vielmehr erwägt die Zentralbank, eine Bandbreite festzulegen, innerhalb der er schwanken kann. Dies könnte ein erster Schritt in Richtung vollständiger Freigabe des Wechselkurses sein, so wie es die US-Regierung seit längerem fordert.

Die plötzliche Aufgeschlossenheit Chinas gegenüber den amerikanischen Forderungen dürfte zum einen eine Reaktion auf die Einfuhrquoten für bestimmte Textilien und hohe Zölle auf Fernseher made in China sein, die Washington im November angeblich aus Notwehr gegen allzu billige chinesische Exporte verhängte – freier Handel hin oder her. Zum anderen aber ist diese Entwicklung Teil einer neuen US/chinesischen Entente. So war US-Präsident George Bush dem chinesischen Premier Wen Jiabao bei dessen Besuch in Washington vor zwei Wochen entgegengekommen, indem er Chinas Dauerrivalen Taiwan davor warnte, etwas gegen Chinas Rüstungspläne zu unternehmen. Die USA haben ein großes Interesse an der Zusammenarbeit mit China, um die atomare Aufrüstung in Nordkorea zu stoppen.

US-Notenbankchef Alan Greenspan warnte seine Regierung allerdings vor allzu großen Hoffnungen, dass eine Aufwertung des Yuan zu einem geringeren Handelsbilanzdefizit der USA führen würde. Handelskonzerne in den USA würden in diesem Fall wohl kaum auf die teureren Produkte aus heimischer Produktion umsteigen. „Viel wahrscheinlicher ist, dass Importe aus anderen Billiglohnländern chinesische Textilien und andere Waren ersetzen würden“, sagte er jüngst auf einer Konferenz. NICOLA LIEBERT