Stoibär schlägt Schröbär

Einkaufstipp für Kurzentschlossene: Der CSU-Online-Shop bietet auch am Weihnachtstag Devotionalien, so liebenswert wie die Partei. Nur auf Merkel reimt sich kein Schwein

MÜNCHEN taz ■ Mei, ist der süß. Und so knuddelig. Und dieses reizende blau-weiße Schleifchen um den Hals. Komm, den Teddybär nehmen wir mit, oder? Aber warte mal, was haben sie denn da auf die Fußsohle gedruckt? Oh, da steht: „Der Stoibär“! Und auf dem anderen Fuß? „Die Nummer 1“. Gekauft.

Man kann der CSU vorwerfen, was man will, aber ihre Fanartikel sind einfach unschlagbar. Und so treffend. Denn sie sagen eine Menge über die Partei aus. Der Stoibär, 35 cm hoch, plüschig und abwaschbar, ist der neueste Geniestreich der Parteizentrale an der Nymphenburger Straße – und online erhältlich unter www.csu.de. Da kommt keine andere Partei mit. Oder hat schon jemand vom Schröbär gehört?

Und dann die Symbolkraft: Steht der Plüschteddy nicht für den neuen Schmusekurs der CSU gegenüber ihrem ärgsten Feind, also der CDU? Hallo Angie, ich hab dich lieb, scheint er mit seiner bärenweichen Tatze zu winken – und man muss schon unter das andere Bein schauen, um das versteckte Statement zur K-Frage zu bemerken: Die Nummer 1, das bleibt nun mal der Stoibär. Welches Tier reimt sich schon auf Merkel?

Doch der christsoziale Devotionalienhandel bietet noch andere Feinheiten. Als dekorativer Büroschmuck etwa für den Bayern-Korrespondenten der taz eignet sich hervorragend die Franz-Josef-Strauß-Büste aus hochwertigem Biskuit-Porzellan auf Holzsockel. Auch hier liegt die Fiesheit im Detail. Die Büste ist mit 19,5 cm nur gut halb so groß wie der Stoibär und kostet gerade mal 43 Euro, während man für den Teddy schon 99 Euro hinblättern muss (bei einer „limitierten Auflage von 500 Stück“). Das zeigt nebenbei natürlich das Machtverständnis des Ministerpräsidenten und CSU-Vorsitzenden Stoiber, der seine Möchtegern-Nachfolgerin, die FJS-Tochter Monika Hohlmeier, jüngst zur Vorsitzenden der traditionell intriganten Münchner CSU strafernannte. Darauf nehmen wir doch einen Schluck aus dem CSU-Maßkrug mit der Aufschrift: „Extra bavariam nulla vita, et si est vita, non est ita.“ Nicht verstanden? Haben Sie überhaupt’s Abitur? hätte FJS da gefragt. Also: „Außerhalb Bayerns gibt es kein Leben, und wenn doch, dann nicht dieses.“

Das unterstreicht auch der „Promotion-Fußball“ im CSU-Shop, der auf die unerwiderte Liebe des großen Parteivorsitzenden zum Fußball hinweist. Stoiber stellte seine Fachkenntnis jüngst unter Beweis, indem er den 23-jährigen, an Depressionen leidenden Bayern-Profi Sebastian Deisler als millionenschwere Investitionsruine abstempelte. Hinterher tat das Stoiber selbst ein bisschen Leid, zumal das Presseecho wenig freundlich ausfiel. Aber jetzt kann er ja zu einem Geschenk greifen, das wie gemacht ist zum Kuscheln und Versöhnen.

JÖRG SCHALLENBERG