Rechte saufen ohne Lizenz ab

Bei der Überprüfung der Schanklizenz einer Köpenicker Kneipe stößt die Polizei auf eine Feier von Neonazis. „Bauarbeiter“ und Antifa liefern sich am Vortag eine Straßenschlacht in Friedrichshain

VON PHILIPP DUDEK

Mit 130 Mann überprüfte die Polizei in der Nacht zum Sonntag die Schankgenehmigung einer Kneipe in der Schnellerstraße in Köpenick. Und freute sich anschließend über einen großen Fang: „Wir sind schon zufrieden“, sagte ein Polizeisprecher gegenüber der taz. Denn in dem Lokal wurden nicht nur ohne Lizenz Getränke ausgeschenkt: 64 Mitglieder verschiedener Berliner Neonazi-Organisationen feierten in der Kneipe eine heimliche Party. Darunter Björn Wild und Daniel Meinel von der Kameradschaft Tor und Sebastian Dahl, der der Berliner Alternative Südost, kurz Baso, zugeordnet wird. Außerdem feierten Mitglieder der Mädelgruppe Tor und des Märkischen Heimatschutzbundes in dem Lokal.

Insgesamt leitete die Polizei 13 Strafverfahren ein. Auch wegen der fehlenden Schanklizenz, aber überwiegend wegen Tragens von Kleidungsstücken des verbotenen Lables „Thor Steinar“ und des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen. In einer Schreibmappe fand die Polizei außerdem Blätter mit Nazi-Liedern und Hakenkreuzen. Gegen den Besitzer wurde Anzeige wegen der Verbreitung von Propagandamitteln erstattet. Die Mappe und eine CD mit rechtsextremistischer Musik wurden beschlagnahmt, und das Lokal wurde wegen Fehlens der Schankgenehmigung geschlossen.

„Die Aktion zeigt, dass wir uns von solchen Sachen nicht beeindrucken lassen“, sagte der Polizeisprecher. Mit „solchen Sachen“ sind besonders die Drohungen aus der rechten Szene gegen den Leiter der Polizeidirektion 6, Michael Knape, gemeint (taz berichtete). Vor allem die Baso wird verdächtigt, in letzter Zeit Knape mit Telefonanrufen terrorisiert und Steckbriefe in seinem Wohngebiet aufgehängt zu haben. Auch der Neonazi-Aufmarsch am Samstag vor einer Woche wurde von der Baso organisiert.

Eine weitere Party am vergangen Wochenende sorgte unterdessen für Verwirrung. Laut Polizei haben am Freitagabend mehrere vermummte Personen die Fensterscheibe der Cocktailbar Morrison in Friedrichshain eingeworfen, weil sie die Weihnachtsfeier einer Friedrichshainer Baufirma für eine Nazi-Party hielten. Rund 30 Bauarbeiter hätten in der Kneipe friedlich gefeiert, sagte eine Morrison-Angestellte der taz. „Das war eine ganz harmlose Weihnachtsfeier. Die Jungs haben getrunken und Spaß gehabt.“ Um Nazis habe es sich ganz sicher nicht gehandelt.

Aus Antifa-Kreisen war jedoch zu hören, dass es sich bei der Weihnachtsfeier ganz eindeutig um ein Nazi-Treffen gehandelt habe. So sollen Gäste der Feier auf der Straße laut „Sieg Heil!“ und „Holt euch die linken Schweine!“ gerufen haben. Ein Polizeisprecher betonte hingegen, dass es keinerlei Anzeichen für eine Neonazi-Veranstaltung gegeben habe.

Konfliktscheu scheinen die Bauarbeiter auf jeden Fall nicht gewesen zu sein. Nachdem die Scheibe eingeworfen wurde, sollen sich laut Polizei gleich „mehrere Dutzend“ der Partygäste eine Straßenschlacht mir rund 50 Vermummten geliefert haben. Auf den Internetseiten des alternativen Netzwerks Indymedia heißt es, unter den Bauarbeitern sei unter anderem ein Mitglied der rechtsextremen Kameradschaft Tor gewesen. „Angenommen, es war tatsächlich die Feier einer Baufirma, dann scheint das eine Firma zu sein, die nur Nazis beschäftigt“, heißt es bei Indymedia.