Rache in Renow

Der RBB zeigt mit seiner Reihe „rbb-movies“ Genre-Kurzfilme von Filmstudenten (Dienstags, ab 23:15)

Der Wind weht ein paar Plastiktüten über das Kopfsteinpflaster von Renow, Brandenburg. Nur ein Betrunkener suhlt sich im Staub. Plötzlich beginnen die Gläser in den Schränken zu klirren. Ein dumpfes Motorengeräusch. Es kommt näher.

Die Death Riders brettern auf ihren Böcken durch das Dorf, Motorradhool Branko ist auf Rachefeldzug für den Tod seines Bruders. Richard, Bauer und unschuldiges Ziel der Rachegelüste, entschließt sich heldenmütig zur Gegenwehr. Am Ende stehen sich Tattoo-Monster und tapferes Bäuerlein beim Scheunen-Showdown gegenüber, man denkt, es sei gerade zwölf Uhr mittags.

„Der letzte Mann in Renow“, der die Rachegeschichte von Richard und Branko in dem fiktiven, verrotteten Dorf Renow erzählt, war vergangenen Dienstag der Auftaktfilm der „rbb-movies“, einer Reihe, die in einer Kooperation des Rundfunk Berlin Brandenburg (RBB) mit den beiden Filmhochschulen im Sendegebiet entstanden ist. Studenten der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin (dffb) und Hochschule für Film und Fernsehen „Konrad Wolf“ Potsdam-Babelsberg (HFF) hatten die Aufgabe, einen Genrefilm in bester B-Movie-Manier für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk zu machen – ein je halbstündiges Kunststück, das Klischees an Drehorten in Berlin und Brandenburg ausreizen sollte, ohne sie stumpf zu bedienen.

Jede Hochschule durfte drei ihrer eingereichten Stoffe verwirklichen, mit einem Budget von 18.000 Euro pro Film und einer fünfmonatigen Produktionszeit. „Der Deal, mit wenig Geld, dafür aber mit einem festen Sendeplatz und Narrenfreiheit einen Film zu machen, war toll für uns“, sagt Nikolaus Lohmann, Producer von zwei dffb-Filmen.

Und das Ergebnis kann sich sehen lassen: Sechs Filme, die sehr originell und oft hübsch die aus den großen Kinomythen und -erzählstoffen eigene, neue Bilder und Geschichten montieren. An den beiden kommenden Dienstagen ist noch je ein Doppelpack der Studentenfilme auf dem Dokumentarfilmplatz des RBB zu sehen: Morgen darf man im tragikomischen Vorstadt-Familiendrama „Dicker als Wasser“ begutachten, wie Mädchen den pickeligen Sohn der neuen Geliebten des Vaters als Form pubertärer Provokation auf dem elterlichen Ehebett verführt.

Außerdem steht noch das stark schwermütige Psychodram „Tage aus Nacht“ auf dem Programm. Am 21. Dezember endet die Reihe mit der Liebeskomödie „Verrückt nach Markus Werner“, die im Ton sehr an „Sex an the City“ erinnert, und den „Unvergessenen“, einem Altherren-Cowboy-Outlaw-Remake von „The Unforgiven“ im Niederlausitz-Setting. KIRSTEN RIESSELMANN