Schwarze Musikikone als Nationalheld

Anlässlich des 60. Geburtstags des verstorbenen Reggae-Musikers Bob Marley fordert eine gleichnamige Stiftung eine Auszeichnung durch Jamaikas Regierung. Für seinen Geburtstag am 6. Februar 2005 ist in Kingston ein Megaevent geplant

VON HANS-ULRICH DILLMANN

Bob Marley soll von der jamaikanischen Regierung mit der offiziellen Auszeichnung „national hero“, Nationalheld, geehrt werden. Die Bob-Marley-Stiftung, die das Vermächtnis des im Mai 1981 an Krebs verstorbenen Reggae-Musikers verwaltet, fordert von der Regierung der drittgrößten Karibikinsel außerdem, dessen Geburtstag, den 6. Februar, zum Nationalfeiertag zu erklären.

Marley sei der bekannteste „Sohn Jamaikas“, erklärte Jacqueline Knight-Campell, die die Kampagne für die Stiftung organisiert, in der jamaikanischen Hauptstadt Kingston. „Die Welt erkennt Bob als die größte Musikikone an. Die Bevölkerung Jamaikas muss verstehen, dass wir seine Leistungen und Bedeutung auf ein anderes Niveau heben müssen“, sagte sie über den Sänger, der mit „No Woman, No Cry“ und „I Shot the Sheriff“ in die Musikannalen einging.

Am 6. Februar 2005 würde Bob Marley 60 Jahre alt werden. Den Geburtstag des Sängers und Musikers will die von Marleys Frau Rita geleitete Stiftung mit einer Großveranstaltung feiern. In einer der Hauptverkehrsadern der Hauptstadt Jamaikas, dem Knutsford Boulevard, soll der „vielfältige Einfluss“ auf die jamaikanische Kultur des nur 36 Jahre alt gewordenen Reggae-Musikers präsentiert werden. Modedesigner, Bildhauer, Maler, Schriftsteller und Poeten sollen sich und ihre Werke darstellen. Zu einem Konzert erwarten die Organisatoren international bekannte Musiker. Hunderttausende Rastafaris und Marley-Fans werden zu dem Megaevent in der Ein-Millionen-Metropole Kingston erwartet.

Das Wohnhaus des Rasta-Musikers in der Hope Road in Kingston ist heute ein Museum, das den Weg vom Jungen zum Weltstar und Plattenmillionär nachzeichnet. Sein Elternhaus in Nine Mile hat sich seit Bob Marleys Tod zu einer Pilgerstätte für die Anhänger der Rastabewegung entwickelt. Im Garten des Hauses ruhen die sterblichen Überreste des Musikers in einem Marmormausoleum. Zweimal im Jahr, am Geburts- und am Todestag, finden dort Konzerte statt.

Bisher sind lediglich sieben jamaikanische Staatsbürger als Nationalhelden ausgezeichnet worden, darunter der 1940 verstorbene Marcus Garvey. Garvey gilt als der Gründungsvater der Rastabewegung, die im äthiopischen König Haile Selassie den direkten Nachfahren von König Salomon sehen und ihn als ihren Gott verehren.

Zurück zu den afrikanischen Wurzeln, mit diesem Credo zog Garvey in den 20er-Jahren durch das Land und forderte die Nachkommen ehemaliger Sklaven auf, nicht mehr den Weißen zu dienen. Er prophezeite seinen Landsleuten einen „schwarzen König“. Als die Prophezeiung mit der Krönung von Haile Selassi Ras Tafari 1930 zum Kaiser von Äthiopien eintrat, war die Rastabewegung geboren. Deren Mitglieder sind vegetarisch. Ganja, Marihuana gilt als Kraut des Heils und ist den Rastafaris als Meditationsmittel unverzichtbar. Auch in Äthiopien will die Stiftung des 60. Geburtstag des Reggae-Musikers gedenken.