Ver.di will Köln das Geschäft vermasseln

Die Stadt möchte die Außenwerbung an Ströer City Marketing verkaufen. Die Gewerkschaft fürchtet, dass sich die Lage der Beschäftigten verschlechtert, und will den Verkauf verhindern. Kein Wunder: Ströer hat nicht mal einen Betriebsrat

KÖLN taz ■ Um den Verkauf der „Kölner Außenwerbung“ (KAW) ist im Rathaus ein Streit entbrannt. Die Reklame-Firma, die jeweils zur Hälfte den Stadtwerken und der Ströer City Marketing gehört, soll nach dem Wunsch der schwarz-grünen Koalition zum Aufbessern der Stadtkasse verscherbelt werden.

Die Stadtspitze räumte ein, dass die Verhandlungen zur Zeit stocken. Als Grund wird offiziell angegeben, dass bisher „noch keine einvernehmliche, zufriedenstellende Bewertung erzielt werden konnte“. Nach taz-Informationen geht es aber gar nicht nur um die Frage, wie viel Geld die Stadt für das Unternehmen bekommt. Vielmehr wird darum gerungen, wie die Situation der Mitarbeiter in Zukunft aussehen wird.

„Ich kann mir nicht vorstellen, dass es Vorbehalte gegenüber unserem Haus gibt“, beschwichtigte Ströer-Pressesprecher Jörg Lammers. Ganz anders sieht das der Vize-Geschäftsführer der Kölner Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di, Michael Brauer: „Eine Firma, die keinen Betriebsrat hat, hält offenbar von Demokratie und Mitsprache ihrer Beschäftigten nicht viel.“ Aus Gewerkschaftskreisen wurde bekannt, dass der KAW-Verkauf an Ströer deshalb verhindert werden soll.

Mit 35 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von 16,5 Millionen Euro ist die KAW ein profitables Unternehmen. In Köln und Umgebung unterhält die Firma rund 9.000 Werbeträger. Ihre Spezialität als städtisch beherrschte Firma ist die „Stadtmöblierung“ im öffentlichen Raum. Die Ströer-Gruppe dagegen wächst in der letzten Zeit rasant. Mit dem Kauf der „Deutschen Städte Medien“ ist die Kölner Aktiengesellschaft Ströer nach eigenen Angaben jüngst zum Marktführer geworden.

„Wir befürchten, dass die Kollegen im Fall eines Verkaufs der KAW an Ströer bald weniger verdienen“, erläuterte Brauer. Ohne funktionierende Mitbestimmungsgremien sei es leider häufig üblich, den Beschäftigten nach einer „Schamfrist“ neue Verträge anzubieten, bei denen die Mitarbeiter deutlich schlechter dastünden.

In der schwarz-grünen Koalition werden solche Bedenken offenbar noch nicht ernst genommen. Zur notwendigen Haushaltskonsolidierung hält man am KAW-Verkauf weiterhin fest. Auch die Verwaltungsspitze verfolgt diesen Kurs unbeirrt weiter: „Es ist beabsichtigt, auf der Grundlage kurzfristig durchzuführender weiterer Gespräche die KAW-Anteile ganz oder teilweise zu veräußern.“ Die PDS/Offene Liste dagegen fordert, auf den Verkauf zu verzichten.

Frank Überall