Europa auf dem Roten Planeten

Noch gibt es keinen Funkkontakt zu Beagle-2, dem ersten europäischen Besucher auf dem Mars. Die Wissenschaftler hoffen aber weiter. Dafür arbeitet die Sonde Mars-Express bereits einwandfrei. Sie ist ohnehin der wichtigere Teil der Mission

AUS BERLIN KENO VERSECK

Im europäischen Raumfahrt-Kontrollzentrum in Darmstadt herrschten an den Weihnachtsfeiertagen Freude und Enttäuschung zugleich: Die erste europäische Mars-Mission ist bisher nur ein Teilerfolg. Am Morgen des ersten Weihnachtsfeiertages schwenkte zwar die Sonde Mars-Express planmäßig in eine Umlaufbahn um den Nachbarplaneten der Erde, vom Landegerät Beagle-2 gab es jedoch bis zum gestrigen Freitagabend kein Lebenszeichen.

Sichtlich enttäuscht sprach der Wissenschaftsdirektor der europäischen Raumfahrtagentur ESA, David Southwood, davon, dass man Beagle-2 noch nicht verloren gebe – und bemühte sich um Optimismus: Europa sei bis zum Mars gekommen, darauf könne es stolz sein. Andere ESA-Wissenschaftler betonten, der wichtigste Teil der Mission sei geglückt: das Einschwenken des Mars-Express in eine Umlaufbahn um den Roten Planeten. ESA-Wissenschaftler Gerhard Schwehm: Beagle-2 ist das „i-Tüpfelchen des Projekts“.

Der Mars-Express ist die erste eigenständige europäische interplanetarische Mission. Die mit 300 Millionen Euro vergleichsweise billige Mission hat das Ziel, auf dem Mars nach Wasser und Spuren von früherem oder noch existierendem Leben zu suchen sowie den Roten Planeten in bisher unerreichter Genauigkeit zu kartieren. Das autoreifengroße und 67 Kilogramm schwere Landegerät Beagle-2 ist ausgerüstet mit hoch empfindlichen Sensoren, die Gase aus organischen Stoffwechselprozessen aufspüren können. Zudem besitzt er einen Bohrer, der Bodenproben aus bis zu einem Meter Tiefe analysieren kann. Eine Panoramakamera soll vom Landeort in der Mars-Ebene Isidis Planitia nördlich des Mars-Äquators Aufnahmen machen.

Kurz vor Weihnachten hatte Beagle-2 sich von der Muttersonde getrennt. Am Morgen des ersten Weihnachtstages sollte Beagle-2 auf dem Mars landen. Doch blieb ein erster Kontaktversuch, bei dem die amerikanische Sonde Mars Odyssey Signale übertragen sollte, erfolglos. In der Nacht zum Freitag scheiterte ein zweiter Kontaktversuch, als das Lovell-Radioteleskop im englischen Jodrell Bank nahe Manchester Signale auffangen sollte.

Gewissheit über das Schicksal von Beagle-2 gibt es nicht. Vielleicht seien seine Antennen durch den Aufprall in einem steinigen Gebiet schlecht ausgerichtet oder die Batterien nicht aufgeladen, spekulierten ESA-Wissenschaftler gestern. Möglicherweise hat Beagle-2 aber auch das heikle Landemanöver nicht überstanden. Das Landegerät sollte mit einer Geschwindigkeit von etwa fünfeinhalb Kilometern pro Sekunde in die Mars-Atmosphäre eintreten. Zweieinhalb Kilometer über der Oberfläche sollten sich die Bremsfallschirme öffnen und nur 275 Meter über dem Boden Airbags aufblasen, um die Sonde vor dem Aufprall zu schützen.

Wissenschaftlich weitaus wichtiger ist ohnehin die den Mars umkreisende Sonde. Ein spezielles Radar der Sonde kann untermarsische Wasservorkommen noch bis in fünf Kilometer Tiefe aufspüren. Der Mars-Express wird den Roten Planeten erstmals dreidimensional und in Farbe kartieren. Außerdem wird er atmosphärische und Wetterdaten vom Mars sammeln.

Am ersten Weihnachtsfeiertag gab es zunächst auch mit dem Mars-Express Probleme. Wegen eines Antennenfehlers konnte kein Signal empfangen werden. Das behoben die Ingenieure; seitdem arbeitet der Mars-Express einwandfrei. Bundesforschungsministerin Edelgard Buhlmann (SPD) sprach denn auch von einem „großen Tag für die europäische Raumfahrt“.

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