Verheerendes Erdbeben im Iran

In der antiken Stadt Bam muss mit tausenden Toten gerechnet werden. Zwei Drittel der Gebäude sind zerstört, die Überlebenden campieren im Schutt. Dringend benötigt: Hilfe aus dem Ausland

BAM rtr/dpa ■ Bei einem Erdbeben im Südosten des Iran sind gestern nach Angaben des staatlichen Fernsehens mindestens 5.000 bis 6.000 Menschen getötet und etwa 30.000 verletzt worden. Betroffen war vor allem die 2.000 Jahre alte Stadt Bam. Das Beben ereignete sich um 5.30 Uhr Ortszeit und überraschte viele Menschen im Schlaf. Wie das staatliche Fernsehen berichtete, erreichte es Stärke 6,6 auf der Richterskala und machte rund zwei Drittel der Häuser in Bam dem Erdboden gleich. Auch die 2.000 Jahre alte Zitadelle wurde zum großen Teil zerstört.

Augenzeugen berichteten, in der Stadt sehe es aus wie nach einem Bombenanschlag. Durch die Straßen irrten weinende Kinder und obdachlos gewordene Einwohner, die sich zum Schutz vor der Kälte in Decken hüllten. Die Stadt war voll mit Krankenwagen und verzweifelten Menschen, die in den Trümmern nach ihren Angehörigen suchten oder letzte Habseligkeiten retten wollten. In Decken gehüllte Körper wurden auf Wagen geladen. „Ich habe meine ganze Familie verloren“, sagte die siebzehnjährige Marjam. „Meine Eltern, meine Großmutter und zwei Schwestern sind unter den Trümmern.“

Gestern Abend wurden unter den Schutthaufen noch zahlreiche Opfer vermutet. Staatliche Medien riefen zu Blutspenden auf. Die verbliebenen funktionstüchtigen Krankenhäuser waren überfüllt. „Es gibt eine Menge Tote und Verletzte in Bam, und es wird alles unternommen, um sie herauszukriegen“, sagte der Provinzgouverneur von Kerman, Mohammad Ali Karimi.

Im Laufe des Tages wurde eine Luftbrücke in die Provinz Kerman eingerichtet, um Verletzte aus- und Hilfsgüter einzufliegen. Maßgeblich geleistet wurde die erste Hilfe vom Iranischen Halbmond. Die Hilfsorganisation hat angesichts häufiger Erdbeben und zahlreicher Flüchtlingsbewegungen aus den Nachbarstaaten Irak und Afghanistan und im Inland langjährige Erfahrung im Krisenmanagement.

Das Ausland wurde vom iranischen Innenministerium um Unterstützung mit Spürhunden und -geräten, Decken, Medikamenten, Lebensmitteln und Notunterkünften gebeten. Das Auswärtige Amt in Berlin teilte mit, dass noch am Abend ein Flugzeug mit Helfern und Hilfsgütern von Frankfurt am Main nach Iran starten sollte. Außerdem werde ein Krisenstab für die Erdbebenhilfe im Iran eingerichtet. Deutsche wie internationale Hilfsorganisationen rufen zu Spenden auf.

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