piwik no script img

Alaskas Küste droht eine neue Ölpest

Der havarierte Frachter „Selendang Ayu“ verliert weiter Öl. Das schlechte Wetter erschwert die Bergung. Greenpeace und WWF befürchten nachhaltige Schäden am regionalen Ökosystem. Mit der „Exxon Valdez“ ist der Unfall jedoch nicht vergleichbar

VON MAREIKE WELKE

Etwa 2.000 Tonnen Schweröl könnten in Alaska eine neue Umweltkatastrophe auslösen. Doch noch ist das Ausmaß des Schadens nicht klar. Deshalb will die US-Küstenwache ein Team auf das Wrack des am vergangenen Mittwoch havarierten Frachters „Selendang Ayu“ abseilen.

Das malaysische Frachtschiff hatte Sojabohnen aus Washington geladen, als es vor knapp einer Woche vor Alaska in Seenot geriet. Ursache war ein ausgefallener Motor. Sturm und starker Seegang trieben das Schiff auf die zu Alaska gehörenden Aleuten-Inseln vor der Küste von Unalaska zu. Dort brach es am Mittwochabend auseinander. Die ersten Opfer des Unfalls waren sechs Seeleute, die zwar per Hubschrauber von dem Schiff gerettet wurden. Der Helikopter stürzte aber während des Rückflugs ins Meer.

Mittlerweile ist auch die Küste der Insel Unalaska in Mitleidenschaft gezogen worden. Am Wochenende wurden Ölklumpen in der Größe von Tennisbällen angespült. Die Küstenwache geht davon aus, dass weiteres Öl ins Meer fließt, und hat Sperren im Wasser errichtet, die Lachse von dem betroffenen Gebiet fern halten sollen.

Die Region ist Teil des Naturreservats Alaska Maritime National Wildlife Refuge und ein wichtiger Lebensraum für Seevögel und Meeressäuger. Außerdem ist das wegen ihres Artenreichtums auch „Goldenes Dreieck“ genannte Gebiet wichtiger Wanderkorridor und Überwinterungsgebiet für verschiedene Fischarten.

Bei einem Auslaufen der gesamten Treibstoffmenge befürchten die Umweltschutzorganisationen WWF und Greenpeace den Tod von mehreren tausend Vögeln und Meeressäugern sowie eine langfristige Schädigung des Ökosystems. Das größte Problem sei die Organisation der Bergungsarbeiten, sagte Christian Busser, Schifffahrtsexperte von Greenpeace, der taz. „Bei dem schlechten Wetter könnte es noch einige Tagen dauern, bis man damit beginnen kann, und in der Zwischenzeit kann weiteres Öl auslaufen.“

„Trotzdem ist dies sicher kein zweites ‚Exxon Valdez‘ “, räumt er mit Blick auf den 1989 vor Alaska havarierten Öltanker ein. Damals starben tausende Vögel und Meeresbewohner. Noch heute werden Reste des Öls unter dem Sand gefunden. Eher zu vergleichen sei der Unfall mit dem des Holzfrachters „Pallas“, der 1998 vor der dänischen Küste havarierte. Dabei liefen rund 60 Tonnen Schweröl ins Meer. Nach dem Unglück zählten Umweltschützer 1.600 tote Vögel.

Der aktuelle Unfall kann nach Einschätzung von Greenpeace nicht auf technische Fehler zurückgeführt werden. Bei der „Selendang Ayu“, die 1998 auf einer chinesischen Werft fertig gestellt wurde, handelte es sich um ein relativ neues Schiff.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen