Kostspielige Luftsprünge am Ottoplatz

Mit der EASA hat jetzt die dritte Behörde für Luftfahrt ihren Sitz in Köln. Stadt, Land und Bund lassen sich das was kosten: Über vier Millionen Euro zahlen sie für die Büros im Deutzer LVR-Turm – und das Schulgeld für die Kinder der Mitarbeiter

Köln taz ■ Endlich mal wieder ein angenehmer Termin für Kölns Oberbürgermeister Fritz Schramma (CDU). Bei der feierlichen Eröffnung der Europäischen Flugsicherheitsagentur EASA am Montag Nachmittag zeigte sich der umstrittene Deutzer LVR-Turm ausnahmsweise von seiner guten Seite: Der Einzug der EU-Behörde in das neue Gebäude am Ottoplatz stärke Köln als Wirtschaftsstandort und nutze dem lokalen Immobilienmarkt, sagte Schramma in seiner Rede vor rund 500 Gästen. Der OB rief sogar den „Beginn einer neuen Ära für die Stadt Köln“ aus, die künftig noch europäischer, noch internationaler werde.

Auch NRW-Ministerpräsident Peer Steinbrück (SPD) und EU-Kommissar Günter Verheugen (SPD) begrüßten die Entscheidung der EU, die EASA nach Köln zu verlegen. Nach der Europäischen Weltraumagentur und dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrttechnik ist damit die dritte mit Luftfahrt befasste Behörde in Köln.

Für den Umzug der 2002 gegründeten EASA aus Brüssel haben sich Stadt, Land und Bund mächtig ins Zeug gelegt. Damit die Kinder der EASA-Mitarbeiter angemessen unterrichtet werden können, fließen bis 2007 aus dem Kölner Stadthaushalt 270.000 Euro an Schulgeld. Einrichtung und Miete für die Büros übernehmen in den ersten drei Jahren Bund und Land. Kosten: rund 4 Millionen Euro.

Diese Werbemittel kann auch der umstrittene LVR-Turm brauchen. Schließlich werden für das erste von bis zu fünf geplanten Hochhäusern um den Deutzer Bahnhof noch immer Mieter gesucht. „KölnTriangle“ nennt der Bauherr, die Rheinische Zusatzversorgungskasse (RZVK), das neue Ensemble aus dem 103,5 Meter hohen Turm und einem angegliederten quaderförmigen Bau. Nach Auskunft des RZVK-Geschäftsführers, Reinhard Elzer, ist das Gebäude zu 70 Prozent vermietet. Die EASA bezieht drei Stockwerke.

Auf rund 9.000 Quadratmetern werden zunächst 100 Mitarbeiter über die Zertifizierung europäischer Luftverkehrsmittel befinden. Die EASA ist zuständig für die Zulassung von zivilen Flugkörpern und für die Beratung der EU-Kommission in Fragen der Flugsicherheit (siehe Kasten). Wie weit die Kompetenzen der Aufsichtsbehörde schließlich reichen werden, ist noch nicht ganz klar. Der EU-Verkehrskommissar Jaques Barrot sagte: „Ich bin zuversichtlich, dass die Agentur über die nächsten Jahre die volle Verantwortung für alle Aspekte der Flugsicherheit bekommen kann.“ Bundesverkehrsminister Manfred Stolpe (SPD) betonte, das Luftfahrtbundesamt Braunschweig bleibe erhalten und werde „Arbeit in Hülle und Fülle“ haben.SEBASTIAN SEDLMAYR