Exkapitän wird Rumäniens Steuermann

Der Bukarester Bürgermeister und Liberaldemokrat Traian Basescu zieht in den Bukarester Präsidentenpalast ein

Ein ehemaliger Kapitän als rumänischer Staatspräsident – welch eine Symbolik! Doch eigentlich wollte Traian Basescu das Ruder des reichlich maroden Schiffs namens Rumänien gar nicht übernehmen. Der 53-Jährige ist ein kleiner, ebenso bodenständiger wie jovialer Mann. Er lächelt meistens, hat oft einen windig-humorigen Spruch parat und weist seine Untergebenen mit donnernder Stimme zurecht, wenn etwas auf seinem Dampfer nicht läuft. Kumpel und Käpten, beredt, impulsiv und streng, immer waschecht.

Basescu kann viele Ämter ausfüllen und viele Rollen spielen, aber einen Staat mit kühler Würde zu repräsentieren – das schwebte nicht einmal ihm selbst vor. Doch vor zwei Monaten musste er zum Präsidentenrennen antreten, als sich der Oppositionskandidat wegen einer schweren Erkrankung aus dem Wahlkampf zurückzog. Der Ad-hoc-Kandidat Basescu – er schien die beste aller Notlösungen.

Aus scheinbar abgeschlagener Position hat Basescu oft gesiegt. Er war und ist die einzig populäre Figur der ersten demokratischen postkommunistischen Regierung in Rumänien, die von 1996 bis 2000 amtierte und in der er Transportminister war. Er trieb eine ungeliebte Wegesteuer ein, ließ aber von dem Geld die Straßen auch reparieren. Vor vier Jahren wurde er in derselben Weise Bukarester Bürgermeister wie jetzt Präsident: Im ersten Wahlgang noch deutlich hinter dem Favoriten platziert, gewann er die Stichwahl klar.

Geschafft hat Basescu das mit einer Mischung aus radikaler Ehrlichkeit, phänomenalem politischem Instinkt und gerade noch salonfähigem Populismus. In der entscheidenden TV-Debatte zur Stichwahl sagte er: „Rumäniens Problem ist, dass es fünfzehn Jahre nach dem Sturz Ceaușescus niemand anders für das höchste Staatsamt gefunden hat als zwei frühere Kommunisten“. Damit meinte er auch sich selbst: Er war unter der Diktatur KP-Mitglied und von 1987 bis 1989 Vertreter der rumänischen Handelsschifffahrtsgesellschaft in Belgien, einer ebenso wichtigen staatlichen wie finanziell lukrativen Position. Das nationalistische Wählerspektrum überzeugte Basescu mit Sprüchen, die von Rumäniens Rechtsextremen geborgt waren: Ein „Rumänien den Rumänen“ stellte er in Aussicht und versprach als Präsident jeden korrupten Minister „eigenhändig zu erwürgen“.

So unberechenbar ist Basescu in Wirklichkeit nicht. Hinter seinem „vulkanischen Wesen“ (Basescu) verbirgt sich ein fähiger Manager und ein knallhart kalkulierender Politiker, der weiß, dass er ohne sichtbare Erfolge keine weiteren Karrierechancen hat, weil die Menschen Taten sehen wollen. Vielleicht deshalb meint er wirklich ernst, was er am Tag nach seinem Wahlsieg an die Adresse der Staatsverwaltung gerichtet sagte: „Ich möchte, dass alle Beamten wissen: Es ist nicht so, dass mit meinem Wahlsieg der Chef wechselt. Ich sage den Beamten: Wenn sie es bis jetzt nicht getan haben, dann werden sie ab heute das Gesetz respektieren.“ KENO VERSECK