In Bam schwindet die Hoffnung

Im Wettlauf mit der Zeit suchen Helfer im Iran nach Verschütteten. Ab heute konzentriert sich die Arbeit auf die Versorgung der Überlebenden des Bebens. Auch dafür fehlt es an so ziemlich allem

BAM dpa/rtr ■ Drei Tage nach dem katastrophalen Erdbeben im Iran sinken die Chancen, noch Überlebende unter den Trümmern zu finden. Rettungskräfte berichteten gestern, durch ihre Bauweise seien die Häuser so zusammengestürzt, dass kaum Luftlöcher oder Hohlräume verblieben seien. Ein UN-Sprecher sagte, die Suche nach Überlebenden werde, „wenn nicht ein Wunder geschieht“, heute eingestellt.

Doch auch die Unterstützung der 30.000 Verletzten und 100.000 Obdachlosen wird nach Angaben von Helfern durch das ungeheure Ausmaß der Zerstörung erschwert. Es gebe weder Wasser noch Telefon oder Strom, sagte ein Mitarbeiter des Technischen Hilfswerks. Nach Schätzungen des iranischen Innenministeriums kamen über 20.000 Menschen um. 13.000 Tote sind nach Angaben des Staatsfernsehens geborgen worden.

Aus 16 Ländern traf am Wochenende Hilfe im Iran ein. Aus Deutschland startete nach Angaben des Auswärtigen Amts ein weiterer Hilfsflug, der unter anderem drei Anlagen zur Trinkwasseraufbereitung in die Region brachte. Jetzt seien rund 70 Mitarbeiter deutscher Organisationen im Einsatz. Dringend benötigt, sagen Helfer in Bam, würden auch Zelte und Decken. Die Menschen stünden in der Kälte schutzlos auf der Straße, da sie alles verloren hätten. Ein iranischer Helfer beklagte den Mangel an Bergungswerkszeug. Die Rettungskräfte seien in viele Bereiche noch gar nicht vorgedrungen. „Wenn wir das Gebiet nicht bis Ende der Woche geräumt haben, drohen Epidemien.“ Der Malteser-Hilfsdienst bezeichnete die ärztliche Versorgung als völlig unzureichend. Am Flughafen in Bam wurde ein Notlazarett eingerichtet.

Unterdessen gibt es die ersten Plünderungen: Mit Sturmgewehren bewaffnete junge Männer stahlen Zelte der Hilfsorganisation Roter Halbmond. Ein Einwohner sagte: „Es gibt keine Organisation. Der Stärkere nimmt sich die Hilfe einfach.“ Irans Präsident Mohammed Chatami sagte, Iran könne mit der Katastrophe nicht allein fertig werden. Das Unglück sei so gewaltig, dass man auch bei Ergreifen aller erdenklichen Maßnahmen die Erwartungen der Menschen an Hilfe wohl nicht erfüllen könne. Ungeachtet politischer Spannungen begannen auch die USA mit Lieferungen. Der Nachrichtenagentur Irna zufolge landete eine US-Militärmaschine in Kerman. Das US-Außenministerium berichtete von hochrangigen Kontakten der Länder, die seit zwanzig Jahren keine diplomatischen Beziehungen unterhalten.

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