Libyen nicht bombenstark

Erste Kontrollen von Nuklearanlagen in Libyen durch die IAEA. Kernwaffenprogramm steckte in Kinderschuhen

TRIPOLIS ap/dpa ■ Bei den ersten Kontrollen von vier Nuklearanlagen in Libyen ist die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) nach Angaben von Generaldirektor Mohamed al-Baradei auf ein Kernwaffenprogramm im Anfangsstadium gestoßen. Die Ausrüstung dazu sei von mehreren Ländern geliefert worden, erklärte al-Baradei gestern. Er äußerte die Hoffnung, dass die Angelegenheit mit der zugesagten Kooperation Libyens schon in wenigen Monaten zu einem befriedigenden Abschluss gebracht werde. Es sei ihm zugesichert worden, dass die Kontrolleure alle Anlagen praktisch uneingeschränkt besichtigen könnten, so Baradei, der gestern in Tripolis mit Ministerpräsident Schokri Ghanem zusammentraf.

Die vier inspizierten Anlagen waren der Öffentlichkeit bislang nicht bekannt und wurden auch noch nie in den Medien erwähnt, so ein IAEA-Sprecher. Al-Baradei selbst erklärte, man habe dort kein angereichertes Uran gefunden und auch keine Ausrüstung zur industriellen Anreicherung von Uran für Atomwaffen. „Libyen war noch Jahre davon entfernt, Atomwaffen bauen zu können“, fügte er hinzu. Das technische Gerät sei inzwischen abgebaut und verpackt worden.