Suche in Iran wird eingestellt

Im Erdbebengebiet Bam sind bereits 25.000 Leichen geborgen worden. Die Stadt soll unter Quarantäne gestellt werden. Das DRK spricht von chaotischen Zuständen

BAM/BERLIN afp ■ Rund 72 Stunden nach dem verheerenden Erdbeben im Südosten Irans ist die Suche nach Überlebenden weitgehend eingestellt worden. Nun rückt die Sorge um die Überlebenden in den Vordergrund.

Hunderte Bagger begannen gestern mit der Räumung der Trümmer. Im Rundfunk hieß es, die Einwohner selbst hätten 5.500 Leichen begraben, 19.500 weitere Tote seien von städtischen Teams bestattet worden. Nach Angaben des Einsatzleiters vom Roten Halbmond, Bidschan Daftari, wurden bis gestern mehr als 2.000 Überlebende geborgen. Mehr als 12.000 Verletzte seien seit Freitag aus der Unglücksregion evakuiert worden. Aus Furcht vor Epidemien sollte Bam nach Behördenangaben unter Quarantäne gestellt werden.

Wenige Stunden nach dem geistlichen Oberhaupt Ali Chamenei traf gestern auch Präsident Mohammed Chatami in der zerstörten Stadt ein. „Das Ausmaß der Tragödie ist riesig. Alles, was wir tun können, ist unzureichend“, sagte der Staatschef, der die Katastrophenregion im Hubschrauber überflog. Geplant war auch ein Besuch bei in- und ausländischen Rettungsteams. Zuvor hatte Chamenei Bam besucht. „Wir teilen euren Schmerz, wir haben unsere eigenen Kinder verloren“, sagte er. Vereint solle versucht werden, Bam wieder aufzubauen, „aber dieses Mal solider“, sagte der Religionsführer.

Erneut trafen Hilfslieferungen aus der ganzen Welt ein, darunter auch aus den USA. Nach Angaben des Technischen Hilfswerkes in Bonn wurde die Suche nach Vermissten in Bam eingestellt. Hinweisen aus der Bevölkerung werde jedoch weiter nachgegangen.

Der Sprecher des Deutschen Roten Kreuzes (DRK), Lübbo Röhwer, berichtete von „ganz chaotischen Zuständen“ in Südiran. Viele DRK-Helfer, die schon Naturkatastrophen miterlebt hätten, könnten sich an eine solche Szenerie nicht erinnern, sagte er im NDR. Am schlimmsten seien die niedrigen Temperaturen in der Katastrophenregion. Inzwischen seien 15.000 Zelte aufgestellt worden. Als Nächstes müsse für Heizung gesorgt werden. Das DRK wollte am Montag ein mobiles Krankenhaus in die Region liefern, in dem unter anderem Impfungen vorgenommen werden könnten.