Frauen- und Mädchenhäuser bleiben vorerst verschont

In Köln und Troisdorf ist die Freude groß, seit bekannt wurde, dass die Landesregierung doch nicht zum großen finanzpolitischen Kahlschlag ausholen will. Das Geld ist auch dringend nötig: Kölns Frauenhäuser sind voll. Jeden Tag müssen nach eigenen Angaben vier Frauen abgewiesen werden

KÖLN taz ■ Erleichtert gehen die Frauenhäuser im Rheinland ins neue Jahr. Die befürchteten Kürzungen der Landesregierung sind abgewendet, die „vierte Stelle“ in den Frauenhäusern bleibt erhalten. „Das ganze Jahr schwebte über uns das Damoklesschwert der Kürzungen“, so Claudia Schrimpf vom Ersten Autonomen Frauenhaus Köln.

Ursprünglich wollte die Landesregierung bei Frauen- und Mädchenhäusern und sogar Notrufdiensten rigoros den Rotstift ansetzen, um im Doppelhaushalt 2004/5 insgesamt 4 Milliarden Euro einzusparen. Die Frauenhäuser protestierten jedoch, schließlich gaben die Landesgrünen Mitte Dezember bekannt, die Kürzungen bei Notruf, Frauen- und Mädchenhäusern seien zurückgenommen.

Nach den ursprünglichen Plänen hätten allein die Frauenhäuser statt 7,8 nur noch 5,5 Millionen Euro bekommen – 2,3 Millionen Euro weniger als im Vorjahr. Das Programm für Beratung und Schutz vor Gewalt sollte von 16 Millionen Euro auf 5,4 Millionen zusammengestrichen werden. Mädchenhäuser sollten überhaupt kein Geld mehr erhalten, ebenso die Notrufe.

In den Frauenhäusern wäre die erst 1996 geschaffene, so genannte „vierte Stelle“ durch die Sparpläne weggefallen, die vor allem der Nachbetreuung misshandelter Frauen gewidmet ist, wenn diese das Frauenhaus wieder verlassen; in jedem Frauenhaus in Nordrhein-Westfalen sind eine Sozialpädagogin, eine Erzieherin und eine Bürofachkraft angestellt.

„In diesem Bereich hat sich in den letzten Jahren die Arbeit für die Frauenhäuser erhöht“, sagt Monika Engin, Mitgeschäftsführerin vom Verein „Frauen helfen Frauen“ in Troisdorf/Much bei Bonn. Da sich der Wohnungsmarkt entspannt habe, würden Frauen nicht mehr so lange wie früher im Frauenhaus bleiben. Doch auch danach bräuchten sie oft noch Unterstützung und Beratung, etwa wenn der Prozess gegen den schlagenden Ehemann erst noch bevor steht. Gut ein halbes bis ein ganzes Jahr dauert diese Arbeit, die ohne vierte Stelle nicht zu leisten sei, in der Regel, schätzt Engin.

Für das Kölner Frauenhaus wäre der Wegfall der vierten Stelle einer Personalmittelkürzung von 30 Prozent gleichgekommen, rechnet Schrimpf vor. Schon jetzt seien die beiden Frauenhäuser der Domstadt voll, jeden Tag müssten im Schnitt vier Frauen abgewiesen werden, die vor gewalttätigen Männern fliehen. Um so mehr freut sie sich über die Rücknahme der Sparpläne. „Wir hoffen, dass wir jetzt erst mal aufatmen können“, sagt sie vorsichtig. „Die Proteste haben sich gelohnt“, erklärt sich Engin den Sinneswandel bei der Landesregierung. Dirk Eckert