Klug verhandelt

Im Mai war es amtlich: Ingo Metzmacher verlässt die Staatsoper, Simone Young wird ihm nachfolgen

Manchmal muss man sich schon ein wenig wundern. Da verlässt Simone Young die Australian Opera in Sydney und Melbourne, weil sie mit dem Budget, das ihr zur Verfügung stand, ihre künstlerischen Ziele nicht verwirklichen kann. Und wo heuert sie an? In Hamburg, wo es um die finanzielle Ausstattung der Staatsoper auch nicht immer so stabil bestellt ist. Offensichtlich hat die Frau, die Generalmusikdirektor Ingo Metzmacher im Jahr 2005 nachfolgen soll, gut genug verhandelt mit der Kulturbehörde.

Ein weniger als geplant verringerter Betriebszuschuss für die Oper, die Übernahme der jährlichen Tarifsteigerungen bis 1,5 Prozent und sogar eine Wiederbesetzung von bis zu fünf Orchesterstellen sollen ihr in Aussicht gestellt worden sein. Angeblich allesamt Rahmenbedingungen, die auch Ingo Metzmacher bekommen hätte, so die Senatorin Dana Horáková nach Vertragsabschluss, „wenn er ernsthaft mit uns verhandelt hätte“. Um dabei zu verkennen, dass der noch amtierende Opernchef gar keine rechte Lust mehr darauf hatte, mit dem Schwarz-Schill-Block der Kulturbanausen zusammenzuarbeiten. So zog Metzmacher die Konsequenz, seinen 2005 auslaufenden Vertrag nicht zu verlängern und stattdessen künftig lieber die Nederlandse Opera Amsterdam zu leiten.

Louwrens Langevoort, der derzeitige Intendant der Hamburgischen Staatsoper, wird das Haus zum selben Zeitpunkt verlassen wie sein Generalmusikdirektor. Das führt zu ganz neuen Personalkonstellationen: Josef Hussek wird dessen Nachfolger, während Simone Young auch die Geschäftsführung übernimmt. Diese Zusammenführung von Kunst- und Geschäftsdingen ist ganz im Sinne der zuständigen Behörde: Ab 2005 werde „die künstlerische Leitung wieder in die Geschäftsführerverantwortung genommen“, so Horáková. Wie praktisch für jemand, der dann das Budget selbst verwalten darf, das ihm zur Verfügung gestellt wird. Bleibt Frau Young zu wünschen, dass es ausreicht.

Und natürlich Dank zu sagen an Ingo Metzmacher für phantastische Jahre mit aufregender Musik. Eberhard Spohd