: Raus Redenrest
Immer wenn der Christbaum brennt, spricht der Bundespräsident. Übrig blieb vom Weihnachtsfest noch ein Weihnachtsredenrest,
der nicht ungesagt soll sein, Silvester passt er prima rein.Hier das ganze Manuskript, von Johannes Rau getippt:
Kaum zu glauben, aber wahr, wieder jährt sich heut ein Jahr. Darum, so sagt die Legende, spricht man auch von Jahreswende.
Brüder, Schwestern, Bürger und Mutti, Meerschwein, Katze, Hund, Zierfisch, Sittich, Hamster, Huhn, alle sollen Gutes tun.
Vor dem Essen, nach dem Essen, arme Menschen nicht vergessen, so ist‘s guter Christenbrauch, ich und meine Frau tun‘s auch.
Nach dem Essen etwas ruhn und gedanklich Gutes tun. Das ist gute Christensitte: Steht der Mitmensch in der Mitte?
Überall auf dieser Welt: New York, Rio, Elberfeld? Dort werd ich in Rente gehn. Gutgehn, Wohlsein, Wiedersehn.
Denkt an mich, vergesst mich nicht, denn auch das ist Christenpflicht. Gutes denken, Gutes sehn, mit dem Hundi Gassi gehen.
So wie ich mit meinem Scooter, ja, der ist wie ich ein Guter. Treu und brav und stubenrein, hebt nur vor der Tür das Bein.
So, das war‘s, gezeichnet: Rau, schönen Gruß von meiner Frau. Heute Abend wird‘s noch öder, dann spricht Bundeskanzler Schröder.
Fritz Eckenga
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