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DIE SIEBEN TODSÜNDEN DES BVBFahr zur Hölle, Borussia Dortmund

Warum spielt ein Verein gut, ein anderer schlecht? Nach welchen Kriterien beurteilen wir die Leistung eines Clubs? Tabellenstand? Offensivgeist? Spielkultur? Das ist nur die Oberfläche. Um zu verstehen, wie es zu dem Desaster Borussia Dortmunds gekommen ist, empfiehlt es sich, auf die katastrophenerprobten Grundlagen abendländischer Kultur zurückzugreifen. Nicht die Bibel, aber fast: Die sieben Todsünden, gültig systematisiert von Papst Gregor dem Großen im 6. Jahrhundert.

Der Hochmut. Seit den Meisterschaften in den 90er Jahren und dem Gewinn der Champions League spielt der BVB nur noch nebenher gegen Bochum, Gladbach, Rostock. Eigentlich gebühren ihm Gegner wie Barça, Milan, Real. Aber Hoffart kommt vor dem Fall. 1:2 gegen Bochum, 1:2 gegen Gladbach, 0:3 gegen Rostock.

Der Neid. Der BVB, von dem Präsident Niebaum und Manager Meier träumen, soll sein wie Bayern München. So reich, berühmt und glamourös. Deshalb müssen die Spieler noch teurer sein. Doch der BVB Niebaums und Meiers ist nicht Bayern München. Nur so arrogant.

Der Zorn. Mathias Sammer rastet aus. Er brüllt, wird rot im Gesicht, schreit den Linienrichter an. So fand er sich regelmäßig auf dem Ort der Ohnmacht wieder: der Tribüne.

Die Trägheit. Ottmar Hitzfeld macht den BVB zweimal zum Meister, weil er die Mannschaft stets umbaute, gerade nach Erfolgen. Sammer setzt lieber auf das Bekannte: Wer letzte Saison gut war, warum soll der nun schlecht sein? Das Ergebnis dieser „Was man hat, das hat man“-Haltung ist Stefan Reuter, 37 Jahre alt, zu langsam selbst für die Bundesliga. Hierzu Sammer mit ernster, ungerührter Miene: „Das nächste Spiel ist immer das nächste.“

Der Geiz. Im Panini-Sammelalbum sind 17 Bundesligisten abgebildet, nur der BVB nicht. Kein Stadion, kein Vereinsemblem, die BVB-Spieler im weißen T-Shirt, nicht im schwarz-gelben Trikot. Weil Panini wohl einige hundert Euro zu wenig zahlen wollte, können Kinder keine BVB-Zeichen sammeln. Der BVB-Etat 2003: 162,3 Millionen Euro.

Die Völlerei. Kein Club hat so viel Geld für Spieler ausgegeben. Kein Bundesliga-Club ist an die Börse gegangen. Nur der BVB. Jetzt verscherbeln Niebaum/Meier die Zuschauereinnahmen der nächsten 12 Jahre für fast 100 Millionen Euro. Wir wissen, was nach der Völlerei kommt.

Die Wollust. Bei den seltenen Torerfolgen sind brasilianische Freudentänze sowie körperliche Zusammenballungen zu beobachten, die die Grenzen des Schicklichen entschieden überschreiten.

CHRISTIAN SEMLER, STEFAN REINECKE

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