Bombengrüße an EU-Vertreter

Nach Prodi, Trichet und Interpol bekommt auch Eurojust eine Briefbombe aus Bologna

BERLIN ap/afp/dpa/taz ■ Eine Serie von Briefbomben gegen Institutionen und Persönlichkeiten der EU hat europaweit die Sicherheitsbehörden alarmiert. Nachdem bereits am Samstag und Montag Päckchen mit explosivem Material an Kommissionspräsident Romano Prodi, an den Chef der Europäischen Zentralbank (EZB), Jean-Claude Trichet, und an Interpol die Behörden aufgeschreckt hatten, tauchte gestern eine vierte Briefbombe bei Eurojust in Den Haag auf. Eurojust koordiniert die Zusammenarbeit der Strafverfolgungsbehörden in der EU. Verletzt wurde bisher niemand.

Noch ist nicht zweifelsfrei geklärt, wer die Absender der explosiven Post sind. Nach Angaben der in die Ermittlungen eingeschalteten Behörden stammen alle Päckchen aus dem italienischen Bologna. Kurz nachdem Romano Prodi am Wochenende in seiner Wohnung in Bologna die an seine Frau adressierte Post geöffnet hatte und das darin enthaltene Buch mit einer Stichflamme explodiert war, bezichtigte das italienische Innenministerium „anarchistisch-aufständische“ Gruppen des Attentats. Konkrete Verdächtige gebe es nicht, doch sei eine Liste mit den Namen von 250 Personen erstellt worden, die mit der anarchistischen Szene in Verbindung gebracht werden, so Italiens Medien gestern.

Auch die am Montag in Frankfurt abgefangene, an EZB-Chef Trichet gerichtete Briefbombe hätte explodieren können. Die Sprengvorrichtung sei funktionsfähig gewesen, teilte die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe gestern mit. Der Brief an Trichet war von der Postkontrolle der Zentralbank abgefangen und von Fachleuten unschädlich gemacht worden.

Allerdings stand bis gestern Nachmittag noch nicht genau fest, welcher Art der Sprengstoff war. Ein Sprecher von Generalbundesanwalt Kay Nehm sagte, es sei ein Ermittlungsverfahren gegen unbekannte Mitglieder einer ausländischen terroristischen Vereinigung eingeleitet worden. Ermittelt werde wegen versuchten Mordes.

Unterdessen sind die in Brüssel ansässigen europäischen Institutionen aufgefordert worden, alle Postsendungen aus dem italienischen Bologna mit besonderer Vorsicht zu behandeln. Der Chef der Staatsanwaltschaft Bologna Nord, Enrico Di Nicola, hält weitere Briefbombensendungen für möglich. „Man kann vernünftigerweise davon ausgehen, dass die Anschläge nicht beendet sind“, sagte Di Nicola der Zeitung Corriere della Sera. Mit ihnen solle aus seiner Sicht aber lediglich Angst und Schrecken verbreitet werden. OP