Hilfsoperation gelungen, 40.000 tot

In den Trümmern der iranischen Erdbebenstadt Bam endet die Suche nach Verschütteten. Nun wollen die Hilfswerke vor allem langfristige Unterstützung leisten. UNO kritisiert fehlende Koordination der Helfer, Irans Regierung plant Bams Wiederaufbau

BAM ap/dpa/taz ■ Das verheerende Erdbeben im Südosten Irans hat nach Angaben von Präsident Mohammed Chatami 40.000 Tote gefordert. Über 30.000 Leichen wurden bis gestern nach offiziellen Angaben aus den Trümmern der Stadt Bam und der umliegenden Dörfer geborgen, 3.000 Menschen konnten lebend gerettet werden. Die meisten Rettungsteams gaben die Suche nach Verschütteten inzwischen auf und konzentrieren sich auf die Versorgung der Überlebenden, wie UN-Koordinator Ted Peran mitteilte. Entsprechend wurden die Lieferungen von Hilfsgütern verstärkt. Hunderte Bulldozer rollten in die Stadt, um mit dem Planieren der Trümmer zu beginnen.

Am Montag wurde in Bam nur noch ein zwölfjähriges Mädchen lebend geborgen. Da viele der traditionellen Lehmhäuser bei dem Erdbeben völlig zusammenfielen, bestand von Anfang an wenig Hoffnung, dass in den Trümmern genügend Hohlräume zum Atmen blieben.

Spekulationen von bis zu 50.000 Todesopfern wollte das iranische Innenministerium gestern nicht kommentieren. Die Zahl 50.000 kursierte gestern bei den lokalen Behörden in der Provinz Kermani auf Grund der Schätzung, dass durchschnittlich in jedem Haus fünf Personen gelebt hätten. Nach Angaben der UN wurden 80 Prozent der Häuser im Erdbebengebiet zerstört; Bam zählte vor dem Erdbeben 15.000 Häuser.

Die Zahl der Verletzten gab Irans Gesundheitsministerium gestern mit mindestens 12.000 an; das Rote Kreuz rechnet mit bis zu 40.000. Die Hilfswerke wollen sich jetzt auf deren Versorgung sowie Hilfe für die 60.000 Obdachlosen in Bam und 40.000 weitere in umliegenden Dörfern konzentrieren. Wie das UN-Team in Bam mitteilte, werden Zeltlager errichtet, in denen internationale Hilfswerke die Grundbedürfnisse wie Ernährung, Trinkwasser und Gesundheitsversorgung befriedigen und der iranische Rote Halbmond Schulen und Waisenzentren einrichten soll.

Die UN-Koordinationsstelle für humanitäre Hilfe (Ocha) beklagte mangelnde Zusammenarbeit zwischen den Hilfswerken. „In Bam gibt es einen dringenden Bedarf für mehr Koordination, weil zu viele Freiwillige eingetroffen sind und erwarten, dass sie vernünftige Briefings und Instruktionen erhalten, zusätzlich zu ihren persönlichen Bedürfnissen und Erwartungen“, heißt es im jüngsten Ocha-Lagebericht. Gestern sollten erste Koordinierungstreffen stattfinden. UN-Koordinator Peran zufolge waren in den ersten Tagen nach dem Beben rund 1.700 Helfer aus 30 Ländern nach Bam gekommen. Bis gestern sank die Zahl auf etwa 1.500, nachdem sieben Rettungsteams wieder abreisten.

Das Chaos bei den Hilfswerken sowie die unkontrollierte Einreise von Verwandten auf der Suche nach ihren Angehörigen während des Wochenendes hatten zuvor zu Plünderungen in Bam geführt. Konvois mit Hilfsgütern wurden von Notleidenden gestürmt. Seit Montag sind mehrere Tausend Soldaten, Revolutionsgardisten und Milizionäre in den Ruinen Bams stationiert. Iraner ohne Sondergenehmigung dürfen die Stadt nicht mehr betreten; Straßensperren auf den Ausfallstraßen riegeln das Erdbebengebiet ab.

Nachdem auf diese Weise Ruhe wieder hergestellt war, landeten am späten Montag Irans Präsident Mohammed Chatami und Revolutionsführer Ajatollah Ali Chamenei in Bam. „Bam muss wieder auf der Landkarte erscheinen“, sagte Chatami am Flughafen. „Die Stadt wird in zwei Jahren wiederaufgebaut.“ Als erste Maßnahme sollen Bewohner Bams ein ganzes Jahr lang keine Kredite zurückzahlen müssen, und der Staat will die Hälfte der Kosten beim Bau von 10.000 Häusern übernehmen.

D.J.