Jesuiten suchen irdische Hilfe für ihre Akademie

Kursteilnehmer sollen die von der Schließung bedrohte katholische Karl-Rahner-Akademie in Köln mit Spenden retten. Kardinal Joachim Meisner hat der ungeliebten Bildungsinstitution zum Jahr 2006 den Geldhahn abgedreht. Gegen eine eigenständige Weiterführung aber hat er keine Einwände

Köln taz ■ Mit einem Hilferuf wendet sich die von der Schließung bedrohte Karl-Rahner-Akademie an ihre 5.000 Kursteilnehmer. Sie sollen mit einer auf fünf Jahre angelegten Verpflichtung die Deckungslücke von 150.000 Euro jährlich schließen helfen und so die unabhängige, katholische Bildungseinrichtung retten. „Im Frühjahr werden wir dann entscheiden können, ob wir weiter machen oder nicht“, erklärte Winfried Pesch, der Vorsitzende des Trägervereins der Akademie.

Das Rettungskonzept sieht vor, das Programmangebot um 40 Prozent zu reduzieren und Personal einzusparen. Ehrenamtliche sollen die Lücke schließen. Insgesamt soll der Etat von jetzt 630.000 auf 375.000 Euro schrumpfen. Die Teilnehmer müssen zudem künftig deutlich höhere Gebühren zahlen. Der Förderverein der Akademie, die im Sommer gegründete Stiftung und der Orden der Jesuiten sollen Geld beisteuern, um die Finanzlücke ab 2006 zu schließen.

Das Erzbistum Köln hatte Anfang Oktober dem Leiter der Akademie, Jesuiten-Pater Alfons Höfer, mitgeteilt, dass der Zuschuss von 420.000 Euro ab 2006 im Rahmen des Sparkurses der Katholischen Kirche komplett gestrichen werden soll. Dies würde unweigerlich das Aus für die seit 1947 existierende Karl-Rahner-Akademie bedeuten, die in Köln für die Kirche zentrale Bildungsangebote anbietet. „Diese Mitteilung kam völlig unerwartet“, sagt Höfer. Besonders entrüstet ist er aber über die Art und Weise, wie das Erzbistum mit dem vom Jesuiten-Orden betriebenen Einrichtung umgeht. Das Erzbistum habe im Vorfeld seiner Entscheidung keinerlei Gespräche mit der Bildungseinrichtung geführt. „Das hat uns empört“, so Pater Höfer.

Nicht nur der Trägerverein und die Jesuiten sind empört. Rund 700 Protestbriefe erreichten seit dem Sparbeschluss Kardinal Joachim Meisner. Darin wird der Erhalt der vom Erzbistum ungeliebten Akademie gefordert. Doch der Entschluss des Kardinals steht fest. In einem Standardantwortschreiben heißt es unmissverständlich: „Die Entscheidung ist definitiv.“

Entscheidender Grund für die Streichung des Zuschusses ist das Kursangebot der Karl-Rahner-Akademie. Neben Fragen zur Theologie bietet sie auch Kurse zu Philosophie, Medizin, Musik, Literatur und Wirtschaft an. Die Akademie passe nicht in die katholische Bildungsarbeit, hieß es gegenüber Pater Höfer. „Wer bestimmt denn, was katholische Bildungsarbeit ist“, fragt Rainer Nellessen, der Geschäftsführer der Akademie. Die Karl-Rahner-Akademie fördere mit ihren Angeboten die Dialogfähigkeit und lasse auch kritische Stimmen zur Kirche zu. Im Gegensatz dazu wolle das Katholische Bildungswerk der Erzdiözese auf Stadtteilebene ausschließlich den Glauben stärken. „Wir haben ein anderes Verständnis von katholischer Bildungsarbeit“, bekräftigt Nellessen.

Dies ist dann auch der Grund, warum die Verantwortlichen der Akademie ein Angebot des Erzbistums ablehnten. Mitte November versprach Generalvikar Dominik Schwaderlapp den Jesuiten 50.000 Euro für die Stelle eines theologischen Referenten. Doch das Geld sollte nur fließen, wenn sich die Jesuiten unter das Dach des Katholischen Bildungswerkes begeben. Für Höfer und den Trägerverein eine unannehmbare Forderung. Die Eigenständigkeit der Akademie soll erhalten bleiben. „Sonst wären Kurse zur Befreiungstheologie oder zum Thema Feminismus nicht mehr möglich“, begründet Höfer die Entscheidung. Kardinal Meisner reagierte gelassen auf die Ablehnung. Er habe nichts gegen eine eigenständige Weiterführung der Akademie, schrieb er in einem Antwortbrief. Thomas spolert