„Um die Wurst“, ein Film von Dorothea Grießbach und Silke Fischer, im Lichtmeß
: Das etwas andere Start-Up-Unternehmen

Es ist ja gar nicht so, dass die Thirtysomethings Lanny, Olli, Mirco und Max mit ihrem Wurstwagen kein Geld verdienen wollen – „unternehmerisch tätig zu sein, finde ich interessant“, erklärt der auf den ersten Blick gleichmütigste von ihnen – nur sind die vier eben keine geborenen Unternehmer. Und zudem nicht zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Was sie und ihr einigermaßen kühnes Unterfangen nur umso sympathischer macht.

Im November 2001 erwerben Lanny Tafel, Oliver Lüders, Mirco Scroce und Max Andree für 2.500 Mark einen gebrauchten Imbisswagen, mit dem sie als „Mobiler Gastronomiebetrieb LOMM“ auf einem der vielen Hamburger Wochenmärkte Würstchen verkaufen wollen. Den neuen dreiflammigen Grill für 217 Euro, einen Gewerbeschein und Gesundheitszeugnisse haben sie noch irgendwie einkalkuliert. Nicht aber, dass ihr Fahrzeug alles andere als TÜV-tauglich ist. Wofür dann nochmal schlappe 2.200 Euro anfallen. Spätestens hier muss man bei den vieren, die im normalen Leben als Grafiker, Übersetzer oder Kinotechniker arbeiten, an den Film Mr. Blandings Builds His Dream House denken, in dem Cary Grant ein altes Haus umbauen lässt und dabei sehr viel Geld verliert.

So belaufen sich die immer mal wieder als Kostentaxometer eingeblendeten Ausgaben bis zum Verkauf der ersten Wurst am 13. Juni 2002 auf rund 6.300 Euro. Die Einnahmen des ersten Tages dagegen: 21 Euro. Vom unternehmerischen Standpunkt aus eine ernüchternde Bilanz, wie die vier freimütig bekennen. Aber da hat der von Dorothea Grießbach und Silke Fischer als Langzeitbeobachtung angelegte, äußerst kurzweilige Film längst gezeigt, wie zweitrangig Geld verdienen ist. Mindestens ebenso wichtig sind die hinzu gewonnene Lebenserfahrung und die Festigung der Freundschaft. In mancherlei Hinsicht sind die vier Enddreißiger typische Vertreter der so genannten Sandwich-Generation – mit den klassenkämpferischen 68ern haben sie allenfalls noch den Erfahrungshunger gemein, doch bei ihrer Suche nach dem richtigen Leben lassen sie sich von der Generation Golf nicht kirre machen. Eckhard Haschen

Do, 20 Uhr, Lichtmeß