Reaktor droht Baustopp

ATOMKRAFT Finnische Aufsichtsbehörde bemängelt fehlende Informationen über Sicherheitssystem

STOCKHOLM taz | Beim Neubau von Finnlands fünftem Atomreaktor „Olkiluoto 3“ gibt es neue Probleme. Weil ihr vom Baukonsortium Areva-Siemens immer noch keine detaillierten Pläne über die Ausgestaltung des elektronischen Sicherheitssystems vorgelegt worden sind, droht die finnische Strahlenschutzbehörde STUK mit einem Baustopp. Das geht aus einem internen Schreiben hervor, über das jetzt der öffentlich-rechtliche Fernsehsender YLE berichtet. Demnach warnte STUK-Chef Jukka Laaksonen bereits im Dezember 2008, dass seiner Behörde nach wie vor keine Lösung für die Ausgestaltung des Sicherheits- und Kontrollsystems des Reaktors präsentiert worden sei – und dies über kurz oder lang zu einem Baustopp führe.

Acht finnische Umweltschutzorganisationen forderten in einem gemeinsamen Aufruf den sofortigen Abbruch der Bauarbeiten. „Olkiluoto 3“ dürfe nie in Betrieb gehen: Was im Laufe der Jahre allein schon an Bau-Mängeln öffentlich bekannt geworden sei, erlaube nur den Schlusssatz: Das AKW kann nicht sicher betrieben werden. Greenpeace kritisiert: Areva habe die „Naivität“ der finnischen Aufsichtsbehörden „konsequent ausgenutzt“. Ursprünglich sollte der 3 Milliarden Euro teure Reaktor bereits ans Netz gehen. Nachdem sich die Kosten aber fast verdoppelt hatten, streiten sich Bauherren und Auftraggeber vor Gericht, wer dafür aufkommen muss.

Osmo Kaipainen, Chef von Areva-Finnland erklärte, man nehme die Kritik der Aufsichtsbehörde ernst. Er rechne damit, STUK bis zum Juni mit allen erforderlichen Unterlagen versorgen zu können. Der Reaktor soll jetzt frühestens 2012 fertig werden. Falls Helsinki nicht doch noch vorher die Notbremse zieht und Olkiluoto 3 als Bauruine endet. REINHARD WOLFF