Kampf gegen Kreditklemme

GELDPOLITIK Europäische Zentralbank senkt Leitzins auf 1 Prozent und kauft künftig Pfandbriefe auf

FRANKFURT/BERLIN rtr | Die Europäische Zentralbank (EZB) will mit allen Mitteln eine drohende Kreditklemme in der Euro-Zone verhindern und weitet ihre Unterstützung für die Banken massiv aus. Sie senkte den Leitzins, zu dem sich Banken bei der Notenbank Geld leihen können, am Donnerstag wie erwartet um einen Viertelprozentpunkt auf das Rekordtief von 1 Prozent. Eine weitere Absenkung schloss EZB-Chef Jean-Claude Trichet nicht aus. Zudem kündigte er eine ganze Reihe außergewöhnlicher Maßnahmen an, um den Kreditzuschuss zu erhalten.

Um zusätzliches Geld in den Markt zu pumpen, kann die EZB künftig auf Euro lautende Pfandbriefe (Covered Bonds) aufkaufen, sagte Trichet. Das Volumen könne etwa 60 Milliarden Euro betragen. Zudem verlängert die Zentralbank die Laufzeiten ihrer Refinanzierungsoperatationen – also die Frist, in der Banken ihre EZB-Kredite zurückzahlen müssen – von sechs auf zwölf Monate.

Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) appellierte an die Geschäftsbanken, den gesunkenen Leitzins vollständig an die Kunden weiterzugeben. Das sei bislang nicht der Fall, sagte DGB-Chefvolkswirt Dierk Hirschel. Banken, die Staatshilfe erhalten, sollten von der Bundesregierung dazu gezwungen werden. Andernfalls würde der niedrigere Leitzins lediglich die Gewinnmargen der Banken erhöhen. Von der EZB forderte der DGB, den Zins nach dem Vorbild Großbritanniens und der USA weiter zu senken. Bisher habe die Bank zu defensiv reagiert.