Berlin knallt wieder durch

In zwei Wochen steigt die Silvester-Sause am Brandenburger Tor. Kostenpunkt: eine Million Kracher. Dafür starten 1.800 Feuerwerkskörper staatlich, privat böllern ist nur auf Abbrennplätzen erlaubt

VON SONJA FRANK

Es ist schöne Tradition in Berlin, Geld, das eigentlich nicht da ist, einmal im Jahr zu verballern: Eine Million Euro kostet die von Firmen gesponserte Silvester-Supersause am Brandenburger Tor – mit ebenso vielen Gästen rechnen die Veranstalter. Über den Pariser Platz durchs Wahrzeichen zu flanieren, geht diesmal nicht – aufgrund von Bauarbeiten. Die Partymeile zieht sich über die Straße des 17. Juni bis zur Siegessäule. Willy Kausch, Geschäftsführer der Silvester in Berlin GmbH, zeigte sich gestern stolz: „Wir sind froh, die Finanzierung trotz einiger Schwierigkeiten geschafft zu haben.“

Das Geld hat Kausch unter anderem in Partykracher wie die Hermes House Band – bekannt durch Coversongs wie „Country Roads“ –, Zollfrei oder The Clogs investiert. Da in der Vergangenheit manch entfesselter Böllerfreak Raketen mitten in der Menschenmenge aus der Hand startete, gilt – wie schon im letzten Jahr – ein Knallerverbot. Wer’s nicht lassen kann, darf seine pyrotechnischen Mitbringsel unter staatlicher Aufsicht auf „Abbrennplätzen“ in die Luft jagen. So richtig behördlich geböllert wird erst um Mitternacht – 1.800 Feuerwerkskörper sorgen für die volle Packung.

An den Zugangsstellen nimmt Ordnungspersonal den Besuchern Glasflaschen ab, damit diese nicht als Wurfgeschosse Verwendung finden. Die Organisatoren betonen, bei dieser Entscheidung an die Sicherheit und nicht an den Umsatz der Gastronomen gedacht zu haben.

850 Polizisten und 800 private Sicherheitsleute sorgen für Ordnung auf der Feierstrecke. Zudem ist die Feuerwehr mit 1.400 und der Sanitätsdienst mit 200 Einsatzkräften vertreten.

Mit von der Partie ist auch Hochseilartist Johann Traber mit einem Weltrekordversuch: Der Mann, der sein Leben damit verbringt, mit verschiedensten Gefährten über Seile zu rasen, will mit sieben Beifahrern über die Siegessäule fahren. Traber, bekannt von der „Todesspirale am Brandenburger Tor“, lädt selbst den Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit ein: „Politik ist schließlich auch häufig ein Drahtseilakt.“ Macht der Regierende mit, was zu befürchten ist, kann er sich vorher an der 15 Meter langen, aus 40 Tonnen Eis zusammengesetzten Eisbar Mut antrinken. Sie wird auf der westlichen Seite des Brandenburger Tores aufgebaut.

Ein letzter Tipp für Feierwütige: Die Anreise mit dem Auto empfiehlt sich nicht, die Organisatoren raten, mit öffentlichen Verkehrsmitteln anzureisen – und zum Beispiel an den Bahnhöfen Bellevue, Hansaplatz, Tiergarten oder Potsdamer Platz auszusteigen.