Russischer Gaunerswing

FÜR ROMANTIKER

Mitten im Balkan-Hype, der mit elektronischen Club-Sounds unterfüttert wird, eine akustische Insel: Einen Bogen von St. Petersburg bis nach Odessa spannt diese Band um Sänger Slawa Schalygin, lässt den russischen Straßenchanson in der Nachfolge von Arkadi Severny wieder aufleben und bereichert ihn mit Folk, Jazz und der Odessa-Variante des Klezmer.

Geschichten über tragische Liebe und kleine Ganoven, über die kleinen Helden der Hafenkaschemmen halten sich die Waage in diesem „Gaunerswing“, der unvermittelt in den Cha-Cha-Cha kippen kann oder sich einen kleinen Überwurf aus Gypsy Swing zulegt. Im Zentrum steht neben der trinkseligen Stimme die russische Quetschkommode Bajan, umgarnt auch mal von einer verträumt dahinschwebenden Sax-Phrase oder behäbigen Akkorden auf der Jazzgitarre. Zwischendurch ertönt ein pathetischer Chor, der die Schwarzmeerflotte vor Rührung in die Knie zwingen würde. Subkultur aus Sowjetzeiten, liebevoll und leidenschaftlich reloaded. SF

■ La Minor: „Oboroty“ (Eastblok)