zahl der woche
: Banken, die ihr Geld für sich behalten sollen

50.000

Alok Agarwal war in dieser Woche in Deutschland unterwegs. Unter anderem in Frankfurt, wo er Termine hatte bei der BHF-Bank und der Deutschen Bank. Der Mann aus Indien hat dabei aber nicht um einen Kredit für sich geworben. Im Gegenteil – er will die Banken daran hindern, der National Hydroelectric Power Corporation (NHCP) aus Indien Geld für den Bau des Omkareshwar-Staudamms zu geben.

Denn dieser würde etwa 50.000 Menschen ihres Lebensraumes berauben. Der Staudamm, der trotz noch nicht geklärter Finanzierung bereits gebaut wird, ist Teil eines gigantischen Elektrifizierungsprojekts in der Region. Nach den bereits in den 60er-Jahren entwickelten Plänen sollen 30 Dämme und hunderte kleine Wehre den Narmada-Strom und seine Nebenflüsse aufstauen. Ein künstlicher See von etwa 500 Kilometer Länge würde entstehen. Insgesamt mehr als eine Million Menschen wären von der Überflutung betroffen und müssten gehen. Seit 15 Jahren kämpft die „Bewegung für die Rettung der Narmada“ gegen die Pläne. „Den Menschen müsste Land als Ersatz für die aufgegebenen Gebiete angeboten werden“, sage Agarwal der taz. Die NHCP wolle aber mit oft geringen Ausgleichszahlungen das Problem lösen. Statt die vorgeschriebenen und auf mehrere Monate angelegten Umsiedlungspläne vorzulegen, übe das staatseigene Unternehmen Druck auf die Betroffenen aus. Oft hätten die Bewohner nur 24 Stunden Zeit, ihre Häuser zu räumen, bevor die Bulldozer anrückten. Im Juli wurde so bereits die 700 Jahre alte Stadt Harsud geräumt und in den Fluten versenkt.

Das Vorgehen der Staudamm-Firma NHCP sei illegal, sagt Agarwal, und die Betroffenen hätten auch schon vor dem höchsten indischen Gericht geklagt. Die Entscheidung stehe zwar noch aus, dennoch will Agarwal die möglichen Finanziers der geplanten Projekte aus dem Westen auf die rechtlichen Risiken und die dramatische Situation der Bewohner aufmerksam machen.

Die Reaktionen der Banken auf den Vortrag des indischen Aktivisten waren unterschiedlich. Die BHF-Bank sagte Agarwal, dass sie dem Unternehmen NHCP kein Geld geben wolle – auch weil sie einen Imageverlust fürchtet.

Die Deutsche Bank sieht ebenfalls Risiken und will keine konkreten Staudammprojekte finanzieren. Allerdings hat man in den Zwillingstürmen weniger Probleme, dem Unternehmen an sich Geld ohne genauere Projektbestimmung zu leihen.

STEPHAN KOSCH