PORTRAIT NURI SAHIN VON MARCUS BARK: Rückkehrer
Nuri Sahin kehrt dorthin zurück, wo alles begann. Morgen wird er mit Borussia Dortmund zum zweiten Mal in seiner Karriere beim VfL Wolfsburg spielen. Das erste Mal ist schon fast vier Jahre her. Es war ein Auftritt für die Geschichtsbücher. Nie war ein Spieler bei seinem Bundesliga-Debüt jünger, 16 Jahre und 335 Tage. Der damalige BVB-Trainer Bert van Marwijk bat die Journalisten vergeblich, auf Hymnen zu verzichten: Sahin galt sogar Arsenal-Trainer Arsené Wenger als das „größte Talent Europas“. Doch der Wirbel wurde noch größer. Der in Lüdenscheid geborene Türke schoss bei seinem ersten Länderspiel ein Tor – gegen Oliver Kahn. Die großen Vereine buhlten um ihn, BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke lehnte ab. Er nannte Sahin wahlweise „unsere Zukunft“ und „unsere Lebensversicherung“. Dann war der Wirbel vorbei.
Als es bergab ging, wurde der Fußballer Nuri Sahin in Gänze beurteilt. Nun war er nicht mehr nur der schussstarke Jüngling mit der feinen Technik, sondern auch der schmale, langsame, mit wenig Wettkampfhärte versehene Nuri Sahin. Die Entwicklung stockte. Sahin wurde an Feyenoord Rotterdam ausgeliehen, dort trainierte van Marwijk, der alles hatte kommen sehen.
Im vergangenen Sommer ging es zurück. Die Borussia fiel ihm nicht um den Hals, hatte sogar erwogen, ihn zu verkaufen. „Ich war mir immer sicher, dass ich mich hier in Dortmund durchsetzen will“, sagte Sahin nach dem 4:0-Sieg des BVB gegen Karlsruhe, bei dem er einen herrlichen Freistoßtreffer erzielt hatte. Er hat seinen Platz in der Startelf sicher, war bei allen sieben Siegen in Serie zuletzt dabei. Die erstaunliche Rückkehr von Nuri Sahin ist das Symbol für die erstaunliche Wiederauferstehung des BVB.
Dabei bringt Sahin nur seine Stärken ein, die gute Übersicht, das sichere Passspiel. Dortmunds Trainer Jürgen Klopp lobt die Entwicklung und mahnt, dass es keinerlei Gründe gebe, Hymnen auf Sahin zu singen. Er sei ja erst 20 Jahre alt.
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