Experte für Filzbekämpfung

Mit dem Kampf gegen Klüngelwirtschaft kennt Peter Kurth sich aus. Verhältnisse wie in der desolaten Kölner CDU, für die der 49-Jährige jetzt die anstehende Oberbürgermeisterwahl retten soll, sind dem früheren Berliner Finanzsenator aus dem hauptstädtischen Parteiverband bestens bekannt. Auch der Blick in politische Abgründe, die dem Krater des eingestürzten Kölner Stadtarchivs ähneln, ist ihm nicht fremd. Tapfer mühte sich Kurth in seiner Senatorenzeit zwischen 1999 und 2001, dem damaligen Bürgermeister Eberhard Diepgen eine Sanierung des maroden Landeshaushalts abzutrotzen. Im Gegensatz zu anderen Neuzugängen hielt Kurth gegen alle Intrigen durch – und verlor sein Amt dann doch, als die CDU über die Bankgeschäfte ihres Fraktionsvorsitzenden Klaus Landowsky stürzte.

Der studierte Jurist und gelernte Banker versuchte, die Krise für einen Neuanfang zu nutzen. Mit seiner Kandidatur für den Fraktions- und Parteivorsitz scheiterte er knapp. Er wechselte in den Vorstand des Entsorgungskonzerns Alba. Nun redete er nicht mehr über Haushaltszahlen, sonder schwärmte vom Müllimport aus Polen.

Dass es ihn in die Politik zurückdrängt, wurde zuletzt jedoch immer deutlicher. Er baute seinen neuen Kreisverband Pankow zum Bollwerk der parteiinternen Reformer aus und beteiligte sich an der Demontage des Landesvorsitzenden Ingo Schmitt, der als Verkörperung des Berliner CDU-Filzes galt.

Die Frage, ob die Berliner CDU für einen schwulen Spitzenkandidaten wie ihn reif sei, beantwortete Kurth schon vor knapp zehn Jahren im taz-Interview mit einem Ja. Sie war es, anders als die lokale SPD, offenbar noch nicht. Falls Kurth Ende August in Köln gewählt wird, wäre nach Berlin und Hamburg die dritte deutsche Metropole in Homo-Hand. RALPH BOLLMANN