faire kommunen
: Städte schmieren Kinderfabriken

Als einzige Revierkommune könnte Herne ab 2005 fair handeln. Das ist kein Grund zur Gratulation, sondern reine Gesetzestreue. Die Verpflichtung zum fair trade liegt schon lange vor, aber die Kommunen haben sie bisher geflissentlich übersehen: Konventionen der Vereinten Nationen, Grundsatzprogramme der lokalen Agenda 21, EU-Gesetze – sie alle sind eindeutig: Jeder Teppich und Stein, jeder Fußball und jede Arbeitskluft muss unter menschenwürdigen Umständen produziert worden sein.

KOMMENTAR VONANNIKA JOERES

Jedes sechste Kind zwischen fünf und 17 Jahren weltweit muss schuften, damit hier der Kantinenkaffee zehn Cent günstiger geschlürft werden kann. Diese Menschen werden um ihre Zukunft gebracht, ihre Gesundheit ruiniert, Ausbildung verhindert. Arbeitende Kinder sind arbeitslose Erwachsene. Das ist bekannt – und doch sind die Kinderfabriken für die hiesigen Städte weit genug entfernt, um weiterhin die Augen vor den Folgen des gedankenlosen Shoppings zu verschließen. Dabei sieht das kommunale Vergaberecht vor, nicht das billigste, sondern das wirtschaftlichste Angebot anzunehmen. Wirtschaftlich ist es auch, der Stadt ein gutes Image zu verpassen.

Die Städte können viele Steine ins Rollen bringen: Sie sind Großabnehmer auf dem Weltmarkt. Und wenn überall das Fair-Trade-Siegel prangt und damit geworben wird, werden auch die BürgerInnen beim Shoppen die Augen aufmachen.