: berliner szenen Monsterschnitzel
Louis schafft Rixdorf
„Ick schaffet einfach nich!“ Ein Satz, den man im „Louis“ am Neuköllner Richardplatz öfters hört. Hier, beim korpulenten Österreicher, der seinem Lokal den Namen gibt, gibt es das größte Wiener Schnitzel der Stadt. Zentimeterweit ragen klosettdeckelgroße Fleischlappen über riesige Teller hinaus, breit gebettet auf fettige Bratkartoffeln.
Grinsende Neuköllner verhöhnen sich gegenseitig quer durch das Lokal, wenn wieder jemand seine Monsterportion vorgesetzt bekommt. Besonders beliebt scheinen ältere Damen zu sein, die nichts ahnend das „kleine“ Schnitzel bestellen und fast einen Herzinfarkt bekommen, wenn der Wirt ihnen jovial lächelnd eine armdicke Fleischmatte im Format DIN A 4 vorsetzt. „Ah gäh, des schaffens schoa, gnä’ Frau!“
Im Herzen Rixdorfs litert man österreichisches Gösser- und Kapsreiter-Bier aus „Kriagerln“, und stöhnend werfen auch diejenigen Cholesterin-Frontkämpfer das Handtuch, die dachten, mit einem Kaiserschmarrn würde das Füllvermögen ihres Magens nicht ganz so beansprucht. „Jetz’ mach mir aber bloß nicht schlapp hier!“ – „Doch, ick kann wirklisch nich ma!“
Da der Neuköllner an sich nichts verkommen lässt, türmen sich bald auf allen Tischen große Pakete in Silberpapier eingewickelter Restschnitzel. Die Frau mit grellroten Lollobrigida-Haaren und Leopardenmuster-Bluse hat das größte vor sich und schüttelt ungläubig den Kopf. Sie hat den Fehler begangen, eine so genannte steirische Tasche zu bestellen – ein fußballfeldgroßes Schweineschnitzel, gefüllt mit etwa einer Tonne Speck.
„Ick hatte’t da do glei’ jesaacht!“, lacht ihr Mann. Und dann nehmen sie schnell ihre silbernen Pakete unter den Arm und gehen. JAN SÜSELBECK
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