Medien bald nicht mehr Chefsache

CDU und SPD wollen Kölns Oberbürgermeister Schramma die „Stabsstelle Medien“ wegnehmen. Wo die Anlaufstelle für Medienunternehmen künftig angesiedelt wird, hat die neue Ratsmehrheit in ihrem Koalitionsvertrag nicht geklärt

KÖLN taz ■ Die „Stabsstelle Medien“ der Stadt Köln soll in der jetzigen Form nicht mehr fortbestehen. Die Ratskoalition aus CDU und SPD hat beschlossen, die derzeit fünfköpfige Stabsstelle aus dem direkten Zuständigkeitsbereich des Oberbürgermeisters herauszulösen. Die Stelle ist Ansprechpartnerin bei Fragen rund um Medien und Informationstechnologie. Sie hilft bei der Neugründung von Unternehmen, bei deren Weiterentwicklung und bei der Erteilung von Drehgenehmigungen.

Unklar ist bislang, ob die Medienstabsstelle in die angestrebte „One-Stopp-Agency“, eine Anlaufstelle für alle Wirtschaftsunternehmen, integriert wird oder ob sie eigenständig in einem neu zu gründenden Wirtschaftsdezernat unterkommt. Im Koalitionsvertrag sind beide Varianten vorgesehen. „Der Koalitionsvertrag widerspricht sich“, sagt Stabsstellen-Mitarbeiter Helmut Blömeke deshalb. Er glaube allerdings eher an das, „was am Ende steht, auf Seite 58“, also an die Unterbringung in einem mächtigen Dezernat für Wirtschaft, Liegenschaften und Beschäftigungsförderung.

Stabsstellenleiter Wolfgang Fuchs zeigt sich angesichts der Verlagerung gelassen: „Ich glaube noch nicht so sehr an eine Eingliederung“, so Fuchs zur taz. Allerdings betont er vorsorglich: „Die Stabsstelle hat traditionell die Aufgabe der Wirtschaftsförderung.“ So hat die Medienstabsstelle im ablaufenden Jahr unter anderem das neue Gründerzentrum für Audiovisuelle Medien auf den Weg gebracht. Mit Mitteln des Landes Nordrhein-Westfalen gelang es, die Sanierung der Scheddachhallen im Köln-Mülheimer Medienzentrum Ost zu beginnen.

Im zweiten Halbjahr 2005, so die Hoffnung von Stabsstellenleiter Fuchs, sollen hier die ersten jungen Filmemacher – alles Absolventen der Internationalen Filmschule und der Kunsthochschule für Medien – einziehen, die dann auf zunächst 1.000 Quadratmetern Gelegenheit haben, zu günstigen Mieten in einem inspirierenden Umfeld ihre Karriere zu starten.

Nebenan residieren zahlreiche Medienfirmen wie Brainpool und die „Harald-Schmidt-Show“. Bislang ist im Medienzentrum Ost auch noch der Musiksender Viva ansässig. „Wir freuen uns, wenn Kölner Absolventen, die zwischenzeitlich nach Ludwigsburg abgewandert sind, wiederkommen“, sagt Andreas Füser, bei der Stabsstelle zuständig für das AV-Gründerzentrum. Außerdem soll mit der subventionierten Starthilfe eine Abwanderung junger Talente in bereits bestehende ähnliche Gründerzentren künftig vermieden werden. Pro Quadratmeter soll die Miete für Jungfilmer, -autoren und -produzenten 6,50 Euro kosten.

Die Stadtsparkasse hat sich inzwischen aus der Finanzierung verabschiedet und will nur noch beratend zur Seite stehen. Nun ist laut Fuchs „eine regionale Bank“ im Gespräch, die neben der Stadt, dem Land und der ebenfalls vom Land finanzierten Filmstiftung NRW in die Bresche springen soll, damit die nötigen 50.000 Euro zur Gründung der Trägergesellschaft zusammenkommen. Gesucht werden dann auch noch ein Geschäftsführer und einige wenige Mitarbeiter, die das Gründerzentrum am Laufen halten.

Mit der Nachwuchsförderung reagiert Köln auf die Sogwirkung, die Berlin und München auf Medienunternehmen haben. Andreas Füser glaubt, dass sich der Standortwettbewerb speziell zwischen Köln und München noch verschärfen wird. „Berlin hat im Musikbereich gepowert“, weiß Füser. „Aber alles andere funktioniert noch nicht so gut.“

Füsers Kollege Blömeke nennt als Standortvorteil Kölns die kurzen Wege: „Wenn Sie in Berlin drei Kunden in verschiedenen Stadtteilen besuchen wollen, sind Sie vier Stunden unterwegs. Das bezahlt Ihnen niemand.“ Im IT-Bereich sei die Nachfrage nach Standorten in Köln seit einem Jahr wieder gestiegen. Allerdings mangele es an Unterstützung aus der Düsseldorfer Staatskanzlei: „Wir würden uns eine klare Priorität für Köln bei der Präsentation von NRW wünschen“, so Blömeke. Das „Gießkannenprinzip“, nach dem die Landesregierung auch entlegene Standorte mit wenig Potenzial fördere, sei nicht zukunftsweisend.

Angesichts der Haushaltslage und der politischen Prioritäten der Landesregierung werden wohl auch solche gelegentlichen Spritzer aus der Gießkanne versiegen. Medienpolitik könne „nicht mehr in erster Linie Medienwirtschaftspolitik sein“, sagte NRW-Ministerpräsident Peer Steinbrück in seiner medienpolitischen Jahresbilanz kurz vor Weihnachten. Stattdessen stünden nun Ausbildung und Qualitätssicherung im Fokus – wie zum Beispiel ein AV-Gründerzentrum. Sebastian Sedlmayr